Copyright ist, wenn der Anblick deines persönlichen Eigentums einem multinationalen Konzern gehört

metropolis

Die britische Regierung wird in naher Zukunft die Warteperiode für das Inkrafttreten des „Enterprise and Regulatory Reform Act 2013“ beenden. Damit wird das Copyright für künstlerische und Designer-Objekte von 25 Jahren nach Erstverkauf auf 70 Jahre nach dem Tode des Urhebers erweitert. Im sehr konzernfreundlichen Britannien war es also bisher verboten, sich einen Designersessel, ein Gemälde oder ein von einem Architekten geschaffenes Haus zu kaufen, seinen Neuerwerb stolz zu fotografieren und das Pic anschliessend auf Facebook (und anderswo) zu posten, damit alle anderen neidisch werden.

Alles Dinge also, die vielleicht irgendwann von einem struwwelhaarigen bebrillten Genie geschaffen wurden, deren Rechte aber irgendwann im Portfolio eines Konzerns enden. Insofern sie kommerziell interessant sind. Sonst nicht.

In Zukunft allerdings soll dieses unbeschränkte Verfügungsrecht über Abbildungen von Werken geistiger Schöpfungskraft für mehr oder weniger ewig gelten. Im Rest der Welt ist das nicht so streng geregelt, also was kümmert uns, was die (in diesem Punkt) bescheuerten Briten (oder ihre allgemein bescheuerte Regierung) tun? Weil es ein exzellentes Beispiel für die Bedrohung unserer Zivilisation durch das Konzept des geistigen Eigentums darstellt.

Durch Änderung der Gesetze kann nämlich dieser geistige Besitz beliebig ausgeweitet werden, bis er den physischen Besitz bedeutungslos macht. Und nachdem der Einfluss der globalen Wirtschaftskomplexe so mühelos in die Regierungen hineingreift (Stichwort TTIP), sind die Unternehmen nach ihrem Selbstverständis einer hedgefondsgetriebenen Shareholder-Value-Maximierung geradezu gezwungen, ihren Besitz an allem mit Hilfe des Copyrights (und der verwandten geistigen Eigentumsrechte) bis zu einer theoretischen Grenzen von 100% auszuweiten.

Wird das alles wirklich so enden, in einer buchstäblichen Dystopie? Nur wenn wir das zulassen. Die Schwäche der Demokratie, solche Lobby-Einflüsse zuzulassen, ist gleichzeitig ihre Stärke: Die angeblich machtlosen 99 % sind nur dann machtlos, wenn sie an ihre Machtlosigkeit glauben. Dann mal los. Ändern wir das alles.

arstechnica

das pic ist aus dem Film Metropolis von Fritz Lang, und nachdem dieser noch bis 1986 lebte, unterliegt es dem Urheberrecht.

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