Tal der Ahnungslosen, continued

Natürlich klingt das böse: „Tal der Ahnungslosen“. Kein Wunder, dass Bewohner und Ex-Bewohner Ostdeutschlands da empfindlich reagieren. So als ob man ihnen Dummheit unterstellt hätte. Nur haben die an sich keineswegs dummen Mitbürger­innen und Mitbürger im äussersten Osten unserer Republik aber gerade eine Partei gewählt, die Kriminalität als Ausländerproblem, die USA als Feind, Russland als Freund und die nationale Identität als oberstes Ideal darstellt. Richtig. Die SED. Die hat das alles so vertreten, und heute eben die AfD.

Mit einem gewissen Erfolg, wie man am Sonntag sehen konnte. „Halt!“, möchte man den ostdeutschen Mitbürgerinnen und Mitbürgern zurufen, „wählt nicht die SED, die hat euch doch jahrzehntelang unterdrückt und entrechtet! Egal, wie sie sich heute nennt!“. Ach. Zu spät. Und ausserdem hat die umbenannte SED ja in Bayern und anderen Teilen unserer Republik auch ganz gut abgeschnitten. Wobei in Bayern der Begriff einer „Demokratur“ der CSU ein nie müde werdender Running Gag blieb.

Das Versprechen eines übermächtig starken Staates, der alle Probleme löst, wurde aber noch niemals eingelöst. Wie auch. Kriminalität kommt in Wirklichkeit aus der Mitte der Gesellschaft, fast alle Vergewaltigungen werden im Familienumfeld begangen, die wirtschaftlichen Probleme unserer blühenden Landschaften sind hausgemacht. Aber das kann ein nach Eigenansicht übermächtig starker Staat ja nicht zugeben, sonst würde er seine Autorität verlieren. Aber wenn Leute schon mal an einen solchen Zentralstaat gewöhnt sind, fordern sie den eben auch ein. Immer mehr, wenn’s sein muss. Demokratie, also Selbstbestimmung und Einfordern der eigenen Rechte, das muss ja auch erstmal geübt werden. Durchaus auch über Generationen. Was ja in Ostdeutsachland nie getan wurde, wo statt Demokratie eher der Kapitalismus einzog. Und der Traum vom Staat, der einen gegen all das schützt.

Ein Traum. Nichts weiter. Ein Alptraum, in dem man sich machtlos und schwach fühlt. Aber eben ein Traum. Deswegen wird die neue SED auch wieder verschwinden, weil sie ja auch nichts bewegen kann. Aber die gefühlten sächsischen Ödländer, die werden nach immer neuen Ventilen für ihre Verzweiflung suchen. Das wäre eine lohnende Aufgabe für die nächsten paar Bundesregierungen.

Die beiden Grafiken sind vom Guardian und zeigen unten die Relation zwischen AfD/SED-Stimmenanteil und Einkommen, und zwischen Stimmen- und Ausländer­anteil: Je weiter westlich, mehr Einkommen und ausländische Nachbarn, desto weniger AfD. Und oben die Wahlergebnisse vom Sonntag: Je dunkler, desto stärker der Wunsch nach einer Diktatur, die alle Probleme löst. Ein düsterer Traum, der sich allerdings nicht verwirklichen wird. Ein Glück für die Schwachen, nicht wahr?

Bisher zum Thema im 11k2: Das Tal der Ahnungslosen wählt auch heute noch die SED und Die Diktatur der Angepassten, mit Gaskammern, beide vom September 16

11 Gedanken zu „Tal der Ahnungslosen, continued

  1. Kleine Anmerkung: „Tal der Ahnungslosen“ ist keine böse Bezeichnung, sondern eine selbstironischerweise von den Bewohnern selbstverwendete Bezeichnung. Gemeint sind die Gebiete, in denen man kein Westradio und kein West-TV empfangen konnte.

    Gruß

    Thomas

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  2. Fritz, meinst Du das ernst? Die SED ist von Mutti eingeführt worden.
    Und das, was Du sonst noch schreibst, stimmt auch nicht. Warum hast Du nicht gleich das 1000jährige Reich aufgezählt, von dem dieser AfD Typ sprach, aber in einem ganz anderen Zusammenhang, als es dann wiedergegeben wurde.
    Auf jeden Fall sind viele aufgewacht. Und Gesetzes-Verbschiedungen mit kaum 40% Anwesenheit wird es in Zukunft nicht mehr geben.
    Auf jeden Fall muss Mama die Beine breit machen, um überhaupt eine Regierung zusammenzutrommeln, denn im Grunde sind die beiden „Volksparteien“ abgewählt.
    Die SPD war so klug, sich von dem Haufen zu verabschieden.

    Hätte nie gedacht, dass meine Voraussagen so eintreffen würden.
    Aber verliere nicht den Mut Fritz und kämpfe weiter für Deine Ideale.
    Aber lass mir meine.
    „Deswegen wird die neue SED auch wieder verschwinden, weil sie ja auch nichts bewegen kann. “
    Wenn Du Dich da mal nicht irrst…..

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  3. Die AfD ist die neue SPD. Hier steht’s ja, wer die Blockparteien gewählt hat und eben nicht die AfD. ZITAT: „Je weiter westlich, mehr Einkommen und ausländische Nachbarn, desto weniger AfD.“
    Logisch ist ja wohl auch, dass Eindringlinge nicht AfD wählen!
    Logisch ist auch, dass Flüchtlingskrisengewinner nicht AfD wählen!
    Wer auf Diktatur/Monarchie steht: Linke, Grüne, CDU/CSU, SPD – nun die 4. Amtszeit der Majestät Merkel! Woanders gibt es deswgen Volksaufstände (Venezuela). AfD will Volksentscheide nach Schweizer Vorbild, demokratischer geht es nicht.

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      1. Der naive Wähler, wie er leibt und lebt.
        Haben Sie vielleicht etwa auch noch Mutti gewählt ?
        Wer des Lesens mächtig ist, kann heute alles erfahren, wonach er sucht.Außerdem hat die AfD sich mehrmals klar und deutlich zu Volksentscheidungen geäußert und zwar sehr präzise.
        Außerdem gibt es ein ausführliches Parteiprogramm und sogar gut geschrieben.

        Aber der Deutsche Michel schläft weiter vor sich hin und nur einige sind dabei, sich den Schlaf aus den Augen zu wischen.

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        1. Parteiprogramme sind völlig irrelevant, genau wie das, was geschwätzt wird. Auch Hitler hat mit Antikapitalismus Wahlwerbung gemacht, obwohl das nie Teil seiner geplanten Agenda war.

          Was zählt, sind Taten. Und da bleib ich einfach mal neugierig, wer da jetzt was tut. Immerhin kann ich rechtens sagen: ich hab die nicht gewählt. Meine Partei hat ihr Wahlergebnis verfünffacht, was sie bei der nächsten Wahl hoffentlich nochmal hinbekommt :) – dann haben wir endlich einen Hoffnungsschimmer. Auch wenn es nicht zum Kançler reicht :)

          Gruß

          Thomas

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  4. „Parteiprogramme sind völlig irrelevant,….“ Ja, da haben Sie völlig recht. 2021 wird, wenn sich nichts verändert, kaum noch jemand wählen gehen.

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  5. Yo, bitch?

    Der Osten hat die AfD in den Bundestag gewählt. Das ist falsch und den meisten Medien egal. Ohne die Ost-Stimmen wäre die Partei trotzdem mit 8,4 Prozent in den Bundestag eingezogen. Andersherum wäre sie hingegen gescheitert. Würden also lediglich die AfD-Stimmen der neuen Bundesländer gezählt, wäre die rechte Partei unter der 5-Prozent-Hürde geblieben. Das liegt selbstverständlich daran, dass in den neuen Bundesländern nur etwa 20 Prozent der Deutschen lebt. Es ändert aber nichts daran, dass meist ein falsches Bild von der Wahl gezeichnet wird. Denn diese 20 Prozent sind allein kaum (nur über die 3 Direktmandate) in der Lage, eine Partei in den Bundestag zu wählen. Der Osten ist nicht für den Einzug der AfD verantwortlich.
    Quelle: Katapult Magazin
    http://katapult-magazin.de/de/artikel/artikel/fulltext/der-osten-hat-die-afd-in-den-bundestag-gewaehlt-das-ist-falsch/

    Und nöööööööööö, ich bin kein AFD-Fan. Aber nicht nur weil sie Rechtradial sind, sondern ganz einfach weil sie einfach nur unlogische Idioten sind (zumindest die Meisten).
    Und ich kann unlogische Idioten einfach nicht leiden. Egal in welcher Form auch immer sie daherkommen.
    Spinner ja, aber auch die müssen einer gewissen Logik und Eigenintegrität folgen, um von mir anerkannt zu werden.

    Deswegen mag ich, und bin ich, dem Fritz (trotz mancher Beißereien) schon seit – na sagen wir mal – seit 11-13 Jahren treu. Also seit seinem anderen Blog (habe leider vergessen wie der hieß).

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