Der fantastische Webcomic „The Good War“ von Mike Dawson und Chris Hayes zeigt sehr genau, wie die aktuelle Terrorpanik der USA und ihrer Aliierten seit dem Anschlag auf das World Trade Center nur die Folge einer über lange Jahre aufgebauten Verherrlichung des zweiten Weltkriegs geworden ist. Der angeblich fröhliche Neoliberalismus der Clinton-Ära und die völlige Hinwendung zu materiellen Zielen liessen eine tiefe Sehnsucht nach höheren, gemeinsamen Zielen offen.
Diese wurde durch die neokonservative Minderheit gefördert, in vielfachen Hollywood-Kriegsepen besungen, bis sie schliesslich im „Pearl Harbour des 21sten Jahrhunderts“, also „9/11“ ihr Symbol fand. Seither sind US-Amerikaner nicht mehr in der Lage, Militarismus zu kritisieren, ohne dafür als Landesfeinde betrachtet zu werden. Humanitäre Werte gelten als un-amerikanisch, paranoide Rundumverteidigung als vernünftig. Hierzulande ist es ja glücklicherweise nicht ganz so einfach, den zweiten Weltkrieg zu verherrlichen, auch wenn das die Volkspfosten vom eingebräunten Rand immer wieder versuchen. Dafür haben die neoliberalen Kreise die Kriege und Katastrophen der europäischen Nachbarregionen und ihre daraus folgende Fluchtbewegungen genutzt, um eine Teil-Nationalisierung unseres Landes zu erreichen. In beiden Fällen (USA und Europa) ist es den Neoliberalen gelungen, die Folgen der selbst verursachten Sinnentleerung zugunsten eines Materialismus, der nur wenigen nützt und von allen anderen bezahlt wird, umzukippen in einen Post-Rationalismus, in dem die Sehnsucht nach etwas Nicht-Materiellem so unbezwingbar wurde, dass man sogar haaarsträubende Ideologien wie Patriotismus und Nationalimus als gesellschaftsfähig ansieht, obwohl diese noch im letzten Jahrhundert unsere eigenen Länder verwüsteten. The Good War, Brüder und Schwestern, der gute Krieg. Lesebefehl.