Kunst ist in Steueroasen am schönsten

Der Luxembourg Freeport ist eine geschmackvoll eingerichtete Lagerhalle auf dem Gelände des Luxembourg Airport, eröffnet von einem Schweizer Geschäftsmann, der ähnliche Anlagen bereits anderswo betreibt. Das Geschäftsmodell: Du kaufst einen Kunstgegenstand und lagerst ihn dort diskret ein. Wertsteigerung ist garantiert, der Verkauf findet in eigenen Showrooms auf dem Gelände statt, ebenfalls hoch-diskret und wiederum garantiert ohne Steuerfahnder: Der Freeport hat ex-territoriale Rechte. Kunst wird so zum Anlageobjekt und gleichzeitig zum Steuersparmodell. Dabei steht die besondere Diskretion natürlich jedermann offen: Für nur fünf- bis zwölftausend Schleifen Monatsmiete sind deine Wertsachen endlich deine Privatsache. Steuern bezahlen ist eindeutig etwas für Proleten wie uns, nicht wahr? Showroom-Pic oben vom Freeport, unten ein Erklärvideo von Half As Interesting. „Kunst ist in Steueroasen am schönsten“ weiterlesen

Fahrenheit 451, die Serie

Auf HBO, ab Mai: Fahrenheit 451, die Serie. Keine Frage, der Stoff gibt eine Menge her, und HBO hat mit Epen wie Game Of Thrones oder Westworld gezeigt, dass der abendfüllende Kinofilm nicht mehr die Krone der Filmkunst darstellt, sondern nur noch die Short Story auf dem Big Screen, während der Langform-Roman heute durch die fortlaufend erzählte Serie (im Gegensatz zur älteren Form, der Episode) maifestiert ist. Oben der Trailer, erste Andeutungen einer herrlich ausgefeilten Verschwörungswelt inklusive. via kottke

Amazon, SciFi und Kommunismus

Der weltweit operierende Erzfeind aller Einzelhändler (nicht nur des Buchhandels) hat auch eine Film/TV-Abteilung: Amazon Prime. Nach einer unaufregenden Umsetzung von Phil K. Dicks Parallelnaziweltstory „The Man In The High Castle“ („Der Alte vom Berge“) will sich der aktuelle Inbegriff des Kapitalismus an einem weiteren neuen Klassiker versuchen, „Consider Phlebas“ („Bedenke Phlebas“), dem ersten Roman des Culture-Zyklus von Ian Banks. Die „Culture“ besteht im wesentlichen aus humanoiden und elektronischen Bürgern der Menschheit im Jahr 10.000-oder-so, in dem die Maschinen so viel produzieren, dass niemand mehr arbeitet. Das erfüllte Versprechen des Kommunismus also. Die Befreiung der Menschheit vom Joch der Arbeit als Space Opera. Um so pikanter, dass ausgerechnet Amazon sich diesen Stoff vornimmt. Ich habe keine grossen Hoffnungen für das Projekt. Wahrscheinlich wird es nur ein weiterer, über Fernseh-Wochen ausgewalzter Action-Reisser auf atemberaubender CGI-Ringweltkulisse. businesswire, das pic stammt vom Cover der britischen Ausgabe im Orbit Verlag

Vincent van Gogh Action Figur

Wer, wie ich, Superhelden langweilig findet, wird die „Today Is Art Day“ Reihe von David Beaulieu begrüssen. Heute mit Vincent van Gogh, zwei abnehmbaren Ohren, einem bandagierten Ohr, Pinsel und mehreren Miniausgaben extrem berühmter Gemälde. Zwölfeinhalb Zentimeter, 29,99 VanGogh-Dollars. Die Reihe umfasst auch andere grosse Künstler der Geschichte. mymodernmet via blört

Popkultur-Singularität: Tomb Raider Barbie

Mattel, unter anderem Hersteller von besonders gendernormativem Plastikspielzeug, hat eine Tomb Raider Barbie angekündigt. Als Merch für den nächsten Film dieser Reihe, mit Alicia Vikander statt Angelina Jolie. Wir erleben nicht oft, dass zwei Vektoren der Consumer Culture so stark konvergieren, dass daraus eine, wenn auch kurzlebige, Singularität entsteht. kotaku

Ist Homöopathie doch besser?

Der FDAAA Trials Tracker ist eine unabhängig betriebene Website, die anzeigt, welche klinischen Tests für neue Medikamente bei der zuständigen US-Behörde gemeldet wurden. Warum müssen die US-Pharma-Firmen neuerdings Tests und Studien bei ClinicalTrials.gov melden? Weil zu viele Medikamente in der Dritten Welt durch Vertragsfirmen getestet werden, weil zu viele Testteilnehmer während den Studien sterben und weil die Wirkung und die Nebenwirkungen neuer Medikamente zu oft nicht wirklich nachgewiesen werden. „Ist Homöopathie doch besser?“ weiterlesen

Der Wolf, Gefahr für Deutschland

Nachdem „Der Flüchtling“ als Gefahr für unser Land mittlerweile von den Neonazis und ihren Sympathisanten belegt ist, versuchen die eher bürgerlich-konservativen Parteien den Wolf als Dörfer bedrohende Bestie nach vorn zu bringen. Hier ein Video von einem Wolfsrudel und einem armen, einsamen Pferd. via boingboing

Wo das Copyright endet

Obwohl wir in den letzten Jahren eine anhaltende Ausdehnung der „geistigen Eigen­tumsrechte“ erleben, gibt es immer wieder Anzeichen von Vernunft. Zum Beispiel Richter, die einen Anspruch auf geistigen Besitz an irgendetwas Beliebigem stoppen. So wie im konkreten Fall Michael W. Fitzgerald am Bezirksgericht Zentral-Kalifornien, der gerade eine Klage der Songwriter Sean Hall und Nathan Butler gegen das Pop-Sternchen Taylor Swift zurückgewiesen hat. „Wo das Copyright endet“ weiterlesen

Wer vergewaltigt und ermordet eigentlich unsere Frauen?

domesticwk2

Jedesmal, wenn eine Frau oder ein Mädchen durch einen nicht-deutschen Tat­ver­dächtigen zu Schaden kommt (bis hin zu Vergewaltigung und Mord), lodert die Flamme der Empörung zum Himmel. Vor allem in den rechtsnationalen Blättern wie Bild, Welt, Focus und anschliessend in den aluhutbelasteten Rechtsaussen-Blogs. Aber mal langsam: gibt es hier irgendwelche harten Zahlen? Von der Polizei vielleicht? Ja? Na, so ein Zufall. „Wer vergewaltigt und ermordet eigentlich unsere Frauen?“ weiterlesen

Moped fahren nach der Robokalypse

Was machen wir mit der vielen freien Zeit, wenn in wenigen Jahren die Maschinen alle Jobs besser und billiger verrichten als wir selber? Wie wär’s mit Moped fahrn? Designer, Illustrator, Matte-Painter Chris Stoski hat schon mal das passende Frei­zeitmobil abgebildet: Freccia. „Moped fahren nach der Robokalypse“ weiterlesen

Flüchtlinge werden gehasst, egal, woher sie kommen

Das Wort „Flüchtling“ wird in den letzten Jahren wieder zum Schimpfwort. Was mich nicht überrascht. Ich erkläre mal, warum: Weil ich mitten in die Ära des Wirtschafts­wunders hinein geboren wurde. In die Begeisterung für alle Materielle, das Still­schweigen meiner Eltern und Grosseltern über ihr zerstörtes Leben als Kriegs­generation. Bei denen trotzdem Krieg und Vertreibung mit am Küchentisch sassen, jeden Morgen, jeden Abend. „Flüchtlinge werden gehasst, egal, woher sie kommen“ weiterlesen