Was bringt Wähler dazu, Trump zu wählen? Oder, hierzulande, die AfD? Eine am gestrigen Montag veröffentlichte Studie der US-Politikwissenschaftlerin und Professorin an der University of Pennsylvania Dr. Diana C. Mutz fasst die Auswertung der Situation in ihrer Überschrift so zusammen: „Status threat, not economic hardship, explains the 2016 presidential vote“. Eine Bedrohung des gesellschaftlichen Status, nicht des wirtschaftlichen, erklärt die Präsidentialwahl 2016.
Oder die anderen Wahlen in anderen Industrieländern mit überraschendem Rechtsdrall (der nicht in allen Ländern stattfindet). Die Auswertung von über 1200 detaillierten telefonischen Befragungen ergab, dass nicht etwa der in der jüngeren Vergangenheit oft genannte drohende wirtschaftliche Abstieg, sondern eine Bedrohung des gesellschaftlichen Status, des Status Quo, den Hauptgrund für eine vergangenheitsorientierte, die Rückkehr zu „alten Werten“ versprechene Wahlentscheidung stellt. Tatsächlich ändert sich die Gesamtsituation der Gegenwart rapide – was nicht nur, aber auch, an der rasanten technischen Entwicklung liegt, die gerade unsere Kommunikation, und unsere Wirtschaft, unser Zusammenleben durcheinanderwürfelt. Die Angst, die in vielen Menschen aus dieser völlig unüberschaubaren Situation entsteht, geht auch auf aussenpolitische Entwicklungen zurück, sogar auf Aussenhandel und Handelsverträge, wie die Befragung durch Dr. Mutz aufzeigt. Angst zu erzeugen und Schutz zu versprechen ist der älteste Trick aller Autorität orientierten Politiker. Wenn wir den gesellschaftlichen Fortschritt nicht aufs Spiel setzen wollen (schon wieder ist zB die Kriminalität in Deutschland zurückgegangen, die unter Ausländern und Geflüchteten noch mehr), müssen wir uns der Angst stellen. Der Song „Testament der Angst“ der entsetzlich kitschigen, sozialpädagogen-kompatiblen, aber trotzdem herausragenden Deutschrock-Kapelle Blumfeld passt einfach gut zum Thema. Hier ist die Studie im Volltext. via atlantic