Die Mennoniten oder Wiedertäufer sind eine der frühen reformatorischen Freikirchen, inhaltlich verwandt mit Amish oder Quakern, die erfreulicherweise die Zwangstaufe von Neugeborenen ablehnen und statt dessen eine Erwachsenentaufe nach eigenem Entschluss bevorzugen. Das ist schon mal irgendwie fortschrittlich. Noch progressiver allerdings ist eine Reihe von Konferenzen, die von dieser Kirche in den letzten Jahren in Deutschland, Paraguay und den USA abgehalten wurden, mit dem Ziel, das Verhalten der Kirche in der Nazizeit und besonders gegenüber dem Holocaust aufzuarbeiten.
Nachdem Teile der Mennoniten in der frühen Neuzeit vor religiöser Unterdrückung ins Zarenreich geflohen waren, drängten sie mit Aufkommen des sowjetischen Kommunismus wieder zurück nach Deutschland, wo sich bedauerlich viele dem Nationalsozialismus anschlossen. Heute allerdings bekennen die Täufer die unrühmliche Haltung ihrer Kirche angesichts des Holocausts, ihre grösstenteils mangelnde Unterstützung (von Einzelfällen abgesehen) der jüdischen und anderer Opfer, die Teilnahme an Todesschwadronen und Genozid in Osteuropa. Damit tun sie den wichtigen Schritt zur Aufarbeitung und zu einem klaren Bekenntnis für Menschlichkeit und Grundrechte. Das ist grossartig, und ich würde mir den selben Aufarbeitungs-Prozess auch von anderen Kirchen und weltlichen Organisationen wünschen. Mit eben so klaren, mehrsprachig nachlesbaren Kongressergebnissen. Chapeau. pic: Anabaptist Historians