Ohne Polizei wäre der Holocaust nicht möglich gewesen

Über die Rolle der Polizei in der Weimarer Zeit und im Dritten Reich wird erst in jüngerer Vergangenheit geforscht, meist mit erschreckenden Ergebnissen. Der Historiker und Buchautor Sven Deppisch fasst den Erkenntnisstand so zusammen, dass die Legende von der sauberen Polizei der Wirklichkeit eines totalitären Polizeistaates vor 1945 nicht gerecht wird. Tatsächlich, so weiss die Geschichts­schreibung heute, wurden Polizeioffiziere in der Polizeihochschule Fürstenfeldbruck bei München unweit des nationalen Tatortes Dachau speziell dafür ausgebildet, ihre untergeordneten Wachtmeister zum Kampf gegen alle und jeden zu drillen, der von der herrschenden Diktatur zum Staatsfeind erklärt wurde.

Ganze Bataillone wurden während des zweiten Weltkriegs in die vorübergehend eroberten osteuropäischen Gebiete verlegt, um dort Juden einzufangen und in die Vernichtungslager zu bringen, unter dem Vorwand, gegen bewaffnete Banden und Partisanen vorzugehen. Nach Kriegsende entgingen die Polizeien, ganz anders als SS und Gestapo, allerdings jeder Aufarbeitung. So erklärt sich, dass Nach­kriegs­behörden den Geist der Nazizeit ganz entspannt weiter atmeten: „Ohne Polizei wäre der Holocaust nicht möglich gewesen“. Eine Aufarbeitung und Distanzierung dieser Massenmorde in Gendarmen-Uniform steht bis heute aus. Diese paramilitärische Haltung zieht sich bis in die Gegenwart, wo etwa schwerbewaffnete Sonder­einsatz­kommandos einen Hinterhalt im Hamburger Schanzenviertel des G20 Wochenendes wähnten und sich entsprechend verhielten.

via einsichten und perspektiven (flash epaper), und taz,
pic Buchtitel „Täter auf der Schulbank“ von Sven Deppisch, Tektum Wissenschaftsverlag

13 Gedanken zu „Ohne Polizei wäre der Holocaust nicht möglich gewesen

  1. Fritz, eines ist doch immer klar, wenn nicht alle in die selbe Kerbe schlagen, funktioniert das System nicht. Das kannst du auch heute sehr gut sehen, verklag mal als Hartz4-er das Jobcenter, weil sie dich kürzen. Ist schon lustig, wenn der Richter dir direkt ins Gesicht sagt, das deine Argumente nicht Zählen und die Erpessung des Jobcenters rechtens ist und er die Klage negativ bescheiden und dem Jobcenter die nächste Kürzung empfehlen wird, wenn du deine Klage nicht zurück nimmst…

    …aber um die wahren Schuldigen am 2. Weltkrieg zu finden, solltest du die mal die Akten der auswärtigen Ämter vornehmen. Wenn du dann darin liest, das da einer den Beginn des Krieges 6(!) mal verschiebt, weil er noch zeit zum Verhandeln braucht, kommen doch Zweifel auf, wer den Krieg vor dem Krieg wirklich begonnen hat.

    Nihilus

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    1. Ich kanns mir direkt vorstellen, wie du am mediterranen Palmenstrand an deinem privaten Stammtisch sitzt, ein papierendes Deutschlandfähnchen schwenkst und die arbeitende Bevölkerung anprollst.

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    2. Deutschland ist mir eigentlich egal, mochte ich nie besonders. Ich finde es nur inakzeptabel, dass Deutschland zum dritten Mal in 100 Jahren den Kontinent ruiniert. Was ich oben sagen wollte war, dass nach 50 oder 100 Jahren nur die kollektiven, signifikanten Auswirkungen des individuellen Handelns bewertet werden, und nicht die persönlichen Motivationen, im kollektiven Massenwahn mitzuschwimmen.
      Von der Motivation, Menschen helfen zu wollen wird historisch wenig übrig bleiben. Die Entwicklung wird als Anfang der Islamisierung Europas in die Geschichte eingehen.

      Aber es gibt ja auch gute Nachrichten: Endlich widmet sich Trump Erdogan. Wenn er die Geiseln behält, dann behält er auch seinen Stahl, und sein Alu, so sieht moralische Politik aus.
      Deutschland wird keine einzige Geisel zurückbekommen, und empfängt den Typ in allen Ehren. Deutschland ist eine erbärmliche Geisel seiner völlig verfehlten Flüchtlings- und Islampolitik, nichts weiter. Wir bewilligen Asylanträge der Menschen, die vor Erdogan flüchten, und empfangen Erdogan in allen Ehren.
      Wir sollten jetzt schön alles was wir an Staatsanleihen und Lira haben auf den Markt werfen, um dem Regime dort friedlich das Genick zu brechen.

      http://www.spiegel.de/politik/deutschland/recep-tayyip-erdogan-staatsbesuch-in-deutschland-am-28-september-a-1222091.html

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    3. Meine größte Befürchtung ist, dass wir, wenn der Crash der Lira weitergeht, die Türkei finanziell retten werden. Notfalls mit Mitteln auch aus dem ESM, weil wir das System Erdogan inzwischen als systemrelevant für Europa bewerten.

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  2. Ach Mann, Flüchtlinge und Islam sind pure Ablenkung. Opium für die Massen. Am Ende des Tages geht es immer um Wirtschaftspolitik, in der Form von Profitwachstum für die Milliardäre. Da kann Erdogan Glück oder Pech haben, genauso wie wir und alle anderen

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    1. „Pech“ haben in der Türkei vorrangig Journalisten, und ab jetzt auch alle anderen, die sich kritisch über Wirtschaft oder Währung äußern. Wenn wir seine Währung und ihn weiter stützen, dann haben wir spätestens ab jetzt Blut an den Händen.
      Wir werden unseren „Partner“ rückgratlos rauskaufen aus der Misere.

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      1. Ich habe eben auch die Befürchtung, dass die Entscheidungsträger den Unterschied zur Griechenland-Rettung nicht verstehen. Im Falle Griechenlands gab es ein großes, aber überschaubares Defizit, einen Betrag in Euro. Mit dem hätte man die sofort rauskaufen können. Wenn wir jetzt für die Türkei indirekt den Euro an die Lira koppeln, dann sind die Risiken unüberschaubar. Es kann sein, dass die Lira trotzdem endlos weiter in die Inflation verfällt, dann verbrennen wir einfach das Geld. Das eigentliche Risiko ist, dass wir damit den Euro weiter brutal abwerten. Die Griechenland-Rettung konnte man als Stabilitätssignal innerhalb Europas werten, die Türkei zu retten ist fiskalischer Selbstmord.

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