Eine Untersuchung der vielen Twitternachrichten, die aus russischen Quellen anlässlich der letzten US-Präsidentenwahl veröffentlicht wurden, zeigt, dass dieselben Trolle und ihre emsigen Bots nicht nur frohe Botschaften zugunsten Mr. Pumpkins und über wirre Verschwörungtheorien rund um Frau Clinton und eine Pizzeria in Washington D.C. verbreiteten. Dazu kam eine Flut von Meinungsäusserungen zur Anti-Vax-Bewegung, also den Leuten, die glauben, dass Impfen Schäden verursachen würde, etwa Autismus.
Nun geht dieses Impfschadenmärchen auf eine einzige, im Jahr 1998 veröffentlichte Studie zurückgeht, die sich aber in mehrfacher Nachprüfung als Fälschung herausgestellt hatte und deswegen zurückgezogen werden musste. Auffallend an der russischen Tweetlawine war, dass die Propaganda beide Seiten vertrat: Pro- und Antivax. Warum das? Weil es im Sinne der Agitatoren ist, wenn Menschen, die überhaupt bereit sind, sich mit irgendetwa auseinander zu setzen (das tun nicht alle), sich dann über sinnlose (da längst geklärte) Fragen streiten, statt sich um ihre eigenen Angelegenheiten zu kümmern. Wie etwa, die Präsidentschaft eines Möchtegern-Dikaktors zu verhindern. Damit aber nicht der Eindruck entsteht, nur Herr Putin würde Leute bezahlen, um andere Länder zu destabilisieren, noch mal der Hinweis, dass Desinformation und psychologische Operationen das Hauptgeschäftsfeld aller Geheimdienste sind. Nicht nur der staatlichen, auch der kommerziellen, also der PR-Abteilungen der weltweit operierenden Söldnerfirmen. Und da wundern wir uns über die aktuelle Sumpfblüte der Verschwörungstheorien, über Chemtrailsgläubige (siehe Beispielbild oben), Dolchstosslegendenerzähler und ehemals vernunftbegabte AfD-Wähler? Wenn man genügend Geld für Desinformation ausgiebt, erhält man auch Ergebnisse. Es gab und gibt immer genügend Menschen, die sich beeindrucken lassen, wenn man seine Legenden nur überzeugend genug erzählt.