Der neue Faschismus

Selten genug weise ich hier auf einen Artikel in anderen Blogs oder Webseiten hin. Hier muss ich das tun, weil Marcus Hammerschmitt (von dem ich ein paar sehr gute SciFi-Romane und kluge Artikel gelesen habe) in seinem aktuellen Telepolis-Beitrag Der neue Faschismus ganz herausragend über das Thema berichtet. Und zwar sowohl inhaltlich als auch in der Form, durch geradezu herrlich präzise Formulierungen. Müsst ihr lesen. Ich bin froh, dass Leute wie Marcus in meinem Land wohnen und publizieren, und diesen Job definitiv besser können als ich. So etwas verschafft mir ein wenig willkommene Hoffnung. Money quote: „Dass Faschismus keine Meinung ist, sondern ein Verbrechen, zeigt sich an den Meinungen der Faschisten zu ihren Verbrechen. Die vergangene Unschuld schließt die zukünftige mit ein.“ Oben im Bild das Vorbild unserer nationalen Versager.

Spacehopper

Sieht aus wie aus einem älteren SciFi-Film, ist aber letzten Dienstag so in Texas rumgeflogen. SpaceX will die Antriebstechnik für orbitale und interplanetare Flüge verwenden. Da wir nicht wissen, ob unsere Zivilisatuion wirklich eine Zukunft hat, ist es doch schön, dass wir Dinge bauen können, die wenigstens nach Zukunft aussehen, nicht wahr? via kottke, ars technica

11k2 ist !!1elf

Heute. Vor 11 Jahren. Das kleine Blog hatte am 23.8.08 seinen first post. Das war ein wilder, interplanetarer Flug. Der wird auch weiter gehen, keine Sorge, aber ich werde noch länger nur alle paar Tage posten, und nicht wie anfangs 10 oder 11 Beiträge pro Tag. Mein Leben ist einfach anders. Weniger cyber-, mehr im meatspace. Was ich neulich schon sagte: Der grösste Unterschied zwischen meiner Blogtätigkeit vor 11 Jahren und heute ist nicht mein Part, sondern das Internet selbst. „11k2 ist !!1elf“ weiterlesen

Wie wir morgen wohnen

Seien wir realistisch: Weder wohnen wir heute, morgen oder irgendwann in pink-beigen, kugeligen Häusern, noch haben wir fliegende Autos oder Ferien auf dem Mond. Dieser Retrofuturismus ist Vergangenheit. In einer anderen Galaxis, vor langer, langer Zeit. Dafür haben wir heute Internet (was niemand ahnte). Damit könnte man Bildung und Kultur zu den unterprivilegierten Massen bringen. Statt dessen bringt ihnen der Retrokapitalismus faschistische Propaganda, Verführung zum Hass und eine Flut von Falschmeldungen, die jeden Bezug zur nachprüfbaren Realität auslöschen wollen. Wenigstens hat der ungarische Architekt und Habitologe Antti Lovag 1984 in Südfrankreich diese Palais Bulles Blubberhäuser konstruiert. Ist doch was. via thisisnthappiness, pic paulandjoeparis

Alle Antworten auf die Fragen des Lebens, als Grafik

Michelle Rial hat es geschafft, alle drängenden Fragen des Lebens in leicht ver­ständ­liche Diagramme zu fassen. Eins davon, ein wirklich wichtiges, seht ihr hier oben, andere auf ihrer Website, ganz viele in ihrem neuen Buch am i overthinking this?. Mehr life hacks für den Preis geht gar nicht. „Alle Antworten auf die Fragen des Lebens, als Grafik“ weiterlesen

Warum Japan uns kulturell überlegen ist

Kanaldeckel. Gusseisenschwer und unansehnlich. Nicht so in Japan, wo bereits erste Städte mit Pokemon-Deckeln ausgestattet werden, die nicht nur instant zur Touristenattraktion werden, sondern dazu noch die Position von Pokestops verraten. Und? Wann kriegen wir sowas? He? „Warum Japan uns kulturell überlegen ist“ weiterlesen

Deutschland, deine Nazis

Soweit sind wir schon. Wie weit? Ich nehme gerne an Diskussionen teil. Am liebsten mag ich solche, bei welchen man am Ende immer noch unterschiedlicher Meinung ist, aber die jeweils andere und den jeweils anderen respektiert und bestehen lässt. Da verläuft für mich die Kurve der Meinungsfreiheit am steilsten. Natürlich mag ich es auch, online und auf den bekannten sozialen Plattformen meine eigene Meinung auszudrücken. Ich finde, das soll man auch. Wenn ich allerdings Dinge sage wie „Der Islam gehört zu Deutschland, Nazis nicht“, passiert folgendes: „Deutschland, deine Nazis“ weiterlesen

Lost Planet

Plastikdinos in den Biotopen meiner näheren Umgebung. Eine schöne Metapher für ausgestorbene und demnächst aussterbende Spezies, nicht wahr? Wenn wir die rasant näherkommende Klimakatastrophe nicht in den nächsten 10 Jahren stoppen, werden in einer Million Jahre wahrscheinlich kleine Plastikmenschen neben den Tümpeln einer Ratten-, Raben- oder Krakenzivilisation aufgestellt. „Lost Planet“ weiterlesen

WordPress kauft Tumblr, alles wird gut

Genauer gesagt: Automattic, die Firma, die WordPress entwickelt und anbietet, übernimmt Tumblr für einen Preis von weniger als 3 Millionen USD. Von Verizon, die dafür noch mehr als eine Milliarde bezahlt hatten (kein Problem, auch dieses Unternehmen gibt so gut wie nichts für Steuern aus). Das ist die gute Nachricht. Was aus der Plattform wird, die von Yahoo und Verizon heruntergewirtschaftet wurde und eigentlich seit ihrer Gründung 2007 ein Synonym für freie Internetkultur war, müssen wir sehen. Aber wir wissen, dass Automattic im Gegensatz zu korrupten Konzernen wie Verizon ein eifriger Verfechter von Meinungsfreiheit und persönlichem Ausdruck ist. Es kann also nur aufwärts gehen mit Tumblr. Ja, ich bin erleichtert. via boingboing

Was sagt der Koran wirklich über den Hijab?

Samina Ali wurde in Indien geboren und lebt heute in den USA. Die Autorin wurde bekannt als Aktivistin im islamischen Feminismus. Für viele von uns, die sehr an das Patriarchat gewöhnt sind und die Ausflüchte verinnerlicht haben, Unterdrückung von Frauen sei eine Sache von Religionen und nicht von Männern, ist „islamischer Feminismus“ ein unverständlicher Begriff. Richtig: „christlicher Feminismus“ wäre genau so unverständlich, weil wir im Grunde Feminismus oder Gleichstellung und Gleichberechtigung als zivilisatorische Errungenschaft des „Westens“ ansehen. Und das ist wiederum altes koloniales Denken, von dem wir uns dringend befreien müssen. Frau Ali erklärt hier in knapp 18 Minuten, was wirklich im Koran steht, was es mit Bekleidung und Verschleierung auf sich hat, und was das Patriarchat (also einige wenige maskulinistische Extremisten und ihre vielen Mitläufer) daraus gemacht haben. Meinen Respekt: So deutlich bekommt man das selten erklärt. Eins noch: Nachdem wir das erklärt bekommen haben, ist es unsere gesellschaftliche Aufgabe, gegen die Männlichkeitsfundamentalisten aufzustehen und Position gegen das Patriarchat zu beziehen. Überall dort, wo wir es antreffen.

Eid al-Adha

Heute wird von einem Viertel der Weltbevölkerung das Opferfest, Eid al-Adha, ge­feiert. Habt eine schöne Zeit, alle. Natürlich gibt es in diesem Viertel der Mensch­heit auch jede Menge säkularer Leute, die den Islam locker nehmen. Klar. Ich bin ja auch im christlichen Kulturkreis aufgewachsen, wurde getauft und konfirmiert und bin aus­getreten, weil mir persönlich das ganze religiöse Getue schnuppe ist. Andererseits fühle ich mich ermuntert, wie schon neulich zum Fastenbrechen am Ende des Ramadan, allen Moslems einen schönen Tag und weiterhin viel Vergnügen zu wünschen. Weil in unserem Land Religionsfreiheit in der Verfassung verankert ist. Eine Freiheit, die heute von den selben Leuten bedroht wird, die auch für die Shoa verantwortlich sind: Dreckige Rassisten. Faschisten und ihre Handlanger. Aber falls jetzt manche meiner Leserinnen und Leser verwirrt sind: Nein, ich finde diesen Wahhabismus scheisse. Den Mittelalter-Hardcore-Islam, den der Retro-Prediger Al Wahhab im 18. Jahrhundert mit den Vorfahren der heutigen Königs­familie Saud aufkochte. Jenen treuen Verbündeten des Westens, die gerade einen Genozid im Jemen abhalten, während die Welt zusieht. Und ich finde Patriarchat scheisse, aber nicht nur im islamischen Kulturraum (der mit Hilfe des Westens von den Wahhabiten unterwandert wird), sondern auch im christlichen, buddhistischen, hinduistischen, egal was. Die modernen Formen dieser Kulturkreise finde ich dagegen ganz gut erträglich. Sollen alle machen, wie sie möchten. Jetzt klarer? Eid Mubarak, allerseits.