Was ist, wenn Sexismus auch Männer umbringt?

Gamergate ist fünf Jahre her, und hat jetzt sein erstes prominentes männliches Todes­opfer: Alec Holowka, Mitentwickler des sehr schönen 2D-Adventures Night in the Woods, hat sich das Leben genommen, weil er die öffentlichen Vorwürfe von Missbrauch und Aggression gegenüber Frauen nicht mehr ertrug. Wieviele Frauen in der Spieleindustrie wegen genau solchen männlichen Verhaltens Suizid versucht haben, wissen wir nicht. Ich rate mal: Tausende. Eigentlich ist es ausserordentlich anerkennenswert, dass in der Gaming- und teilweise der Entertainment-Industrie solche Probleme überhaupt öffentlich diskutiert werden. Viele andere Gesell­schafts­bereiche drücken sich davor.

Die Bereitschaft, völlig asoziales, psychotisches Verhalten zu dulden, ist immer noch erschreckend gross. Zumindest wenn es um ansonsten inakzeptables, aggressives männliches Verhalten gegenüber Frauen (und LGBTQ+) geht. Hier hat unsere Gesellschaft (westliche/industrielle Zivilisation) noch eine Schieflage, die nur durch krampfhaftes Wegsehen aufrecht erhalten werden kann. Diskriminierung, die zu hundertfachem Tod und tausendfachen Leid führt (allein in unserem Land), wird weggeschoben und durch Scheinargumente überkleistert: Sie war eben auffällig angezogen, so sind Männer nun mal, und überhaupt, im Islam ist alles viel schlimmer (alles drei gleich falsch). Wir werden, obwohl wir das doch immer fordern, erst dann frei und selbstbestimmt sein, wenn wir dieses eine grösste Dis­kriminierungs­problem gelöst haben. Oder, wie die Publizistin Laurie Penny es grade in der Wired geschrieben hat: „Wie wäre es wohl, in einer Welt zu leben oder in einer Industrie zu arbeiten, in der die gesellschaftlichen Konsequenzen dafür, eine Frau zu verletzen, schwerwiegender wären als dafür, eine zu sein?“

das pic ist aus dem Game L.A.Noire von Rockstar

5 Gedanken zu „Was ist, wenn Sexismus auch Männer umbringt?

  1. „Wieviele Frauen in der Spieleindustrie wegen genau solchen männlichen Verhaltens Suizid versucht haben, wissen wir nicht. “

    Vermutlich keine da bestimmt 80% der Vorwürfe erfunden sind. Ebenso die Anzahl der angeblichen Opfer

    Apropos Suizid. Wäre es eine Frau gewesen die sich das Leben genommen hätte wäre der Aufschrei sehr viel größer gewesen. Aber so…

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  2. Ich finde es – bemerkenswert – wie dein moralischer Kompass sich im Kreis dreht damit du argumentativ von einem Selbstmord zu „ist ja gar nicht so schlimm, Frauen erleiden vielleicht schlimmeres“ kommen kannst. Hoffentlich verlierst du dabei nie die Orientierung Fritz.

    Aber so ist das eben, in der Echokammer.

    Nur so als Anmerkung am Schluss: Die Unschuldigen leiden tatsächlich unter diesen Vorwürfen, es sind meistens die Schuldigen denen das total am Arsch vorbeigeht; bei beiden Geschlechtern.

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  3. Sorry, Menschen, die sich selbst töten – es sei denn es handelt sich um unheilbar kranke die nimmer enden wollende schmerzen erleiden müssen, oder um Menschen handelt, welche aufgrund z.B. medikamentöser Nebenwirkungen oder zeitweiliger oder dauerhafter geistiger Verwirrung Suizid begehen) kann ich weder ernst nehmen, noch Respekt entgegenbringen.

    Diskriminiert werden ist kein Grund sich das Leben zu nehmen, eher ist es ein Grund mit allem zurück zuschlagen was man zur Verfügung hat. Und wenn man Gewalt anwenden muss und jemand wird tatsächlich physisch verletzt oder wird dabei getötet, dann ist das halt so.
    Sich aber ohne Gegenwehr und Kampf aus dem geschehen davon zu schleichen ist schlicht feige.

    Apropos davonschleichen:
    Zusammenpacken und untertauchen bzw. komplett irgendwo anderes hinzuziehen, z.B. in ein komplett anderes Land, ist auch noch eine Alternative. Auch das extremste ist heutzutage leicht denkbar und kein großes Kunststück mehr, also sich einen anderen Namen zuzulegen und fast spurlos zu verschwinden.
    Ja, in jedem dieser Szenarien (sofern man nur wenige finanzielle Mittel zur Verfügung hat) muss man wieder von (fast) Null anfangen, aber weit besser als sich selbst weg zumachen ist es allemal.

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