Liebe Mitbewohner des Planeten Erde! Wir alle freuen uns über diesen willkürlich gewählten Termin eines Neuanfangs. Ok. Viele von uns blicken ausserdem voller Groll zurück auf das vergangene Jahr 2020. Bitte nicht. Ja, richtig, wir hatten im vergangenen Jahr die erste kollektive Krise in unserer Lebenszeit. Weder die „Ölkrise“ 1973 noch die „Flüchtlingskrise“ 2015 waren echte Krisen, sondern nur ein Haufen Blabla. Passiert ist beide Male nichts schlimmes. Jetzt hatten wir mit Covid-19 die erste Pandemie des noch jungen Jahrtausends. Wir werden davon noch mehr sehen, wenn wir so weitermachen mit der Zerstörung unseres Planeten: Je mehr wir in Lebensgebiete von Wildtieren eindringen, desto grösser ist die Chance, dass wir deren Viren abkriegen. Und je mehr Permafrostboden wir abtauen, desto wahrscheinlich tauen dabei auch Krankheitserreger aus einer Zeit vor Entstehung unserer Spezies auf. Viel Glück uns allen. Vielleicht kriegen wir das ja mit mRNA und anderen neuen Technologien in den Griff. Vielleicht hören wir auch endlich auf, Fossilbrennstoffe zu verwenden. Wäre echt super, danke. Ansonsten hat uns 2020 viel geschenkt:
Der grössere Teil der männlichen Bevölkerung hatte zum ersten Mal Kontakt mit einer Kulturtechnik namens „Händewaschen“. Tolle Sache, übrigens, sollten wir beibehalten. Und wir haben deutlich vor Augen geführt bekommen, dass die Versprechungen des fundamentalistischen Neoliberalismus, man könne alles erreichen, was man will, wenn man nur hart genug arbeite, schon immer eine Lüge war. Viele von uns haben zudem unter Einschränkungen von Bewegungsfreiheit, Selbstverwirklichung und Sozialleben gelitten. Ist ja auch nicht schön. Wenn man sich hier nicht so einschränken will, bekommt man ein Ergebnis wie derzeit in den USA, wo täglich so viele Menschen nur an Covid-19 sterben wie anlässlich des Terroranschlags auf das World Trade Center 2001. Täglich. Das will man ja auch nicht, oder?
Die noch bessere Nachricht ist, dass wir diese Krise überlebt haben. Fast alle von uns jedenfalls. Und dass wir ein weiteres Mal gelernt haben (wie oft denn noch?), dass unsere Spezies deswegen überlebt hat (wie schon Onkel Darwin voraussagte), weil sie eine unglaubliche Superkraft besitzt: Solidarität. Einander gegenseitig helfen. Selbstgenähte Tuchmasken tragen, um das Ansteckungsrisiko für andere zu verringern, nicht für einen selbst. Natürlich erleben wir einen Berg von Gegenpropaganda, die solches soziales Verhalten verteufelt. Klar, wenn sich die Erkenntnis wieder mal durchsetzt, dass wir nur gemeinsam stark sind, haben die Milliardäre plötzlich viel schlechtere Karten. Der Mensch ist nämlich überhaupt nicht des Menschen Wolf (homo homini lupus), das behaupten nur die professionellen Parasiten, um ihr Verhalten zu rechtfertigen. Insofern war 2020 gar nicht so schlecht. So vom philosophischen, sinnfragenden Blickwinkel aus. Worum geht es uns wirklich, was vermissen wir, worauf können wir verzichten? Ich denke, das vergangene Jahr und seine Krise hat uns deutlich gemacht, dass wir uns nicht auf alltägliche Gewohnheiten, Selbstbelohnung durch Konsum und Hass gegen andere Gruppen als unsere eigene verlassen können, um unsere Ängste und Unsicherheiten im Griff zu behalten. Wir brauchen andere Leute, wir brauchen die Gemeinschaft. Ja, ok, dann lernen wir eben was aus 2020. Wenn’s denn sein muss. Dann werden wir auch sehr viel besser mit dem neuen Jahr klarkommen, das ebenfalls zum grösseren Teil aus Quarantäne bestehen wird, bis eben 70 % aller Leute geimpft sind. Aber „zurück zu normal“ und „so wie früher“ wird es nicht mehr geben. Dazu haben wir zuviel gelernt. Nicht nur Händewaschen. Dann mal einen frohen Neubeginn, meine Mausis, und eine neue Hoffnung 2021! pic früher lucas arts, heute disney, meme-ifiziert von mir