Happy Mittwinter!

Wir haben es geschafft! Heute ist der kürzeste, schwärzeste Tag des Jahres, und heute Nacht die längste, dunkelste Nacht des Winters. Und ab morgen früh, ab dem ersten Licht, geht alles wieder aufwärts. Mittwinter ist ein Grund zu Feiern. Nicht dieser christliche Abklatsch davon, der immer ein paar Tage zu spät abgehalten wird und auch nicht der julianische und gregorianische Kalenderanfang. Beides künstliche Termine, erfunden, um einen Machtapparat darauf zu errichten. Ganz anders Mittwinter, ein physikalisch eindeutig bestimmbarer Tag. Harte Fakten, ideologiefrei. Und eine Nacht zum Feiern. Mit oder ohne Alkohol, je nachdem, welchen Göttern du gerade opfern möchtest. Cheers auf die Rückkehr der Sonne! das pic ist von mir und cc by sa

Warum wir niemals Kernfusionskraftwerke haben werden

Kernfusion löst alle Probleme, Energie im Überfluss ohne Nachteile, erst kürzlich wurden in den USA bedeutende Fortschritte gemacht, die Zukunft steht vor der Tür… sagen die Fans der Kernfusion. Maury Markowitz ist Physiker, lebt in Toronto, Kanada, und betreibt in seiner Freizeit das WordPress Blog Energy Matters, in dem er sich mit Fragen der Energiewende beschäftigt. Oder besser gesagt, in dem er alles nachrechnet, was mit Energie zu tun hat. Zum Beispiel mit der Kernfusion. Die wir nie bekommen werden, wie er uns vorrechnet, und zwar aus wirtschaftlichen Gründen. Aus volkswirtschaftlichen Gründen, weil Sonne, Wind und andere Formen regenerativer Energie extrem viel billiger sind. Heute schon, in 20 Jahren noch mehr. Und aus betriebswirtschaftlichen Gründen, weil der Bau eines Fusionskraftwerks so teuer wäre, dass keine Bank die Finanzierung übernähme. Und kein Unternehmen einen solchen Gigakredit tragen könnte. Etwas ähnliches passiert gerade mit den angeblich so sauberen Kernspaltungsreaktoren, auch die sind im Verhältnis zu regenerativer Energie inzwischen zu teuer. Das sind die harten Zahlen. Warum haben wir dann noch nicht alles mit PV und Windräder vollgestellt? Weil die fossilen Energieträger im Moment für privatwirtschaftliche Unternehmen zu lukrativ sind. Aber lest Maurys Ausführungen selber: Why fusion will never happen. Via mefi, das pic ist vom livermore labor und pd

Fusion bleibt Energie der Zukunft

Kernfusion als Energiequelle lag zu jedem Zeitpunkt der Vergangenheit 50 Jahre in der Zukunft. Sagt ein alter Physikwitz. Jetzt haben die Forscher:innen an der National Ignition Facility des Lawrence Livermore National Labors in Kalifornien nach eigenen Angaben einen epochalen Durchbruch erzielt. Erstmal ist es gelungen, eine Fusionsreaktion zu erzeugen, die mehr Energie abgibt, als zur Erzeugung verbraucht wird. Allerdings warnen die Wissenschaftler:innen vor zu grossen Hoffnungen – bis Grosskraftwerke mit dieser Technologie gebaut werden können, werden Jahrzehnte vergehen.

Also. Nehmen wir an, Fusionsenergie steht nicht erst in 50, sondern schon in 40, oder gar 35 Jahren zu Verfügung. Was machen wir in der Zwischenzeit? Einfach Kohle, Öl und Gas weiter verbrennen? Dann haben wir in 35 Jahren kaum noch Bedarf mehr nach elektrischer Energie, weil dann weite Teile der Erdoberfläche für Menschen unbewohnbar geworden sind. Schlechte Idee. Oder wir setzen auf unfassbar teure, und ohne massive öffentliche Zuschüsse nicht mögliche Kernspaltungskraftwerke. Die dann noch mehr hochgiftigen, krebserregenden Abfall produzieren, für den es auf der ganzen Welt keine sicheren Lagermöglichkeiten gibt. Ok. Auch nicht.

Glücklicherweise verfügen wir über ausgereifte Technik, die uns genügend Energie liefert. Egal, ob wir irgendwann Kernfusion haben oder nicht. Nämlich die Kombination von Solarzellen und Windrädern, in einem Verbundnetz mit Speichern. Von diesen können wir beliebig viele aufstellen, ohne echte Nachteile. Aber halt – diese Art von Stromerzeugung hat tatsächlich gewaltige Nachteile. Nicht für uns, aber für die bisherigen Energielieferanten, nämlich sowohl, die Öl-, Gas- und Kohlelieferanten als auch die Betreiber von Grosskraftwerken, die solche fossile Energieträger verbrennen. Die hätten dann keine Geschäftsgrundlage mehr, sondern müssten sich der Konkurrenz vieler kleiner Anbieter (bis hin zum Mini-PV-Balkonkraftwerk) stellen.

Und genau deswegen betreiben die Fossilbarone (nennen wir die Besitzer dieser Unternehmen mal so) seit Jahrzehnten Politik und Propaganda dagegen. Und das ist das Problem. Was kann man da machen? Die gängige Antwort darauf lautet: Da muss sich „die Politik“ drum kümmern. Nur: Wir haben ja schon seit dem Ende der Nazidiktatur in Deutschland demokratisch gewählte Regierungen. Die dann genau diese Politik gemacht haben. Wenn wir also eine andere Politik haben wollen, müssen wir andere Parteien wählen. Und welche? Das können wir nachschauen.

Zum Beispiel auf abgeordnetenwatch.de, wo die Antworten von Politiker:innen, und deren Abstimmungsergebnisse veröffentlicht werden. Da sehen wir also, wer wie abgestimmt hat, und können bei der nächsten Wahl entsprechen handeln. Und wenn wir das alle machen, kriegen wir eine zukunftsorientierte Politik. Ausser, wir sind zu faul dazu, oder haben Angst davor, dass unsere Ansichten durch die Tatsachen verändert werden könnten. Aber das sehen wir ja dann. Bis dahin wünsche ich den Fusions-Forscher:innen viel Erfolg. Vielleicht werden wir ja irgendwann verwenden, was sie herausfinden.

das Pic ist von Rodolfo Clix aus Sao Paolo, Brasilien und cc nc

The Würst Nürse Cürse

Würst Nürse ist die australische Antwort auf den globalen Pflegenotstand: 5 Krankenschwestern aus Melbourne laden ihre Frustration, Überarbeitung und ihre Wut auf eine Bandcamp-Seite. The W​ü​rst N​ü​rse C​ü​rse ist ihre 5-Track EP vom April, auch zu empfehlen die neue Single Fresh Outta Bedpans. via pop&rewind