Macht Musik depressiv?

Ist das so? Zumindest beim Musikmachen? Da gibt es diese neue Studie, die uns beim flüchtigen Lesen der Headline in die „wusste ich’s doch“ Falle tappen lässt. Wurde doch bei über 5000 untersuchten Schwed:innen festgestellt, dass Depressionen (und ähnliche psychische Probleme) häufiger bei Leuten auftreten, die mindestens in der Freizeit, noch mehr aber professionell Musik machen. Was die Wissenschaft allerdings dazu sagt, ist, dass wir nicht wissen, ob Leute depressiv sind, weil sie Musizieren, oder eben Musiker:innen werden, weil sie psychisch belastet sind. Oder sind Musikschaffende auch einfach nur empathischer und neigen eher dazu, über ihre seelischen Belastungen zu reden? Wäre ein schlüssiges Ergebnis der Studie nicht etwa, dass wir den Umgang mit seelischen Probleme mehr in unser tägliches Leben integrieren sollten, weil sie das nämlich sind: Teil des Alltags? Und wäre es nicht an der Zeit, anzuerkennen, dass Menschen, die tief in ihre Seele hineingreifen und Sorgen und Ängste rausholen, die wir alle haben, und zu Musik formen, von uns mehr unterstützt werden müssen? Weil sie nämlich etwas wichtiges tun. Für alle anderen. Damit wir auf Probleme nicht länger mit Verdrängen und/oder den verschiedenen Sorten von Aberglauben reagieren müssen. The effects of playing music on mental health outcomes, pic dollar gill cc nc

Die Wahrheit über Covid-19-Booster

Hätte ich nur auf meine wissenschaftsfernen Freunde gehört! Hier der Beweis: mRNA-Impfungen verwandeln dich in ein Stück nicht zu mageren Metzgerschinken. Ja, ich weiss. Das ist schon sehr sarkastisch. Und ein bitterer Joke auf Kosten von Leuten, die mit dem Leben in times of ‚rona überfordert sind und unbedingt irgend etwas glauben wollen. Mit anderen Worten: genau mein Humor. Von Nurse D, Ham Pun Enjoyer, via blört

Covid-19 Desinformation, ein Millionenbusiness

Covid-19-Desinformation, also bewusste Irreführung, stammt in Sozialen Medien (zumindest in den USA) zu zwei Dritteln aus ganzen 12 Quellen. Ein Viertel aller Tweets mit Falschbehauptungen stammt von Robert F. Kennedy Jr, Nachfahre des US-Präsidenten und Verschwörungstheoretiker. Warum tun Leute so etwas, warum werden diese Lügen ohne Faktengrundlage verbreitet? Um damit sehr viel Geld zu verdienen, durch den Verkauf von nutzlosen Nahrungsergänzungsmitteln, nutzlosen Bücher und Werbeeinnahmen auf ihren ansonsten nutzlosen Webseiten und Youtubevideos. Ein Teil dieser Verunsicherung wird, wie wir wissen, von ausländischen Geheimdiensten (vor allem dem russischen) und von einigen wenigen Milliardären bezahlt, aber das Gros ist einfach Geschäftemacherei. Die Epidemologin Dr. Katelyn Jetelina hat das hier zusammengefasst, die Grafik stammt aus einer Studie von Francesco Pierri , Brea L Perry et al.

Ein glückliches neues Jahr des Hasen!

Euch allen ein glückliches und fröhliches neues Jahr! Seit heute wird in China das Neujahrsfest gefeiert, für das kommende Jahr des Hasen. Wir hoffen natürlich alle, dass der Tierkreis-Hase uns Glück und gute Laune mitbringt. Das gestern abgelaufene Jahr des Tigers hat das ja nur so teilweise hingekriegt. Ja, natürlich ist das ein bischen schwierig, ein fröhliches chinesisches Fest mitzufeiern, wo doch das alte Kulturland heute so eine verdammte Diktatur ist. Oder eben ein Kaiserreich. Aber halt. Es gibt ja noch ein anderes China. Mit Demokratie. Und Verfassungsrecht. Nämlich Taiwan. Was für ein Glück. Dann also chūn jiē kuài lè. Oder kung hei fat choi.

das hübsche Pic ist von Coshi Dragonite

Happy Mittwinter!

Wir haben es geschafft! Heute ist der kürzeste, schwärzeste Tag des Jahres, und heute Nacht die längste, dunkelste Nacht des Winters. Und ab morgen früh, ab dem ersten Licht, geht alles wieder aufwärts. Mittwinter ist ein Grund zu Feiern. Nicht dieser christliche Abklatsch davon, der immer ein paar Tage zu spät abgehalten wird und auch nicht der julianische und gregorianische Kalenderanfang. Beides künstliche Termine, erfunden, um einen Machtapparat darauf zu errichten. Ganz anders Mittwinter, ein physikalisch eindeutig bestimmbarer Tag. Harte Fakten, ideologiefrei. Und eine Nacht zum Feiern. Mit oder ohne Alkohol, je nachdem, welchen Göttern du gerade opfern möchtest. Cheers auf die Rückkehr der Sonne! das pic ist von mir und cc by sa

Warum wir niemals Kernfusionskraftwerke haben werden

Kernfusion löst alle Probleme, Energie im Überfluss ohne Nachteile, erst kürzlich wurden in den USA bedeutende Fortschritte gemacht, die Zukunft steht vor der Tür… sagen die Fans der Kernfusion. Maury Markowitz ist Physiker, lebt in Toronto, Kanada, und betreibt in seiner Freizeit das WordPress Blog Energy Matters, in dem er sich mit Fragen der Energiewende beschäftigt. Oder besser gesagt, in dem er alles nachrechnet, was mit Energie zu tun hat. Zum Beispiel mit der Kernfusion. Die wir nie bekommen werden, wie er uns vorrechnet, und zwar aus wirtschaftlichen Gründen. Aus volkswirtschaftlichen Gründen, weil Sonne, Wind und andere Formen regenerativer Energie extrem viel billiger sind. Heute schon, in 20 Jahren noch mehr. Und aus betriebswirtschaftlichen Gründen, weil der Bau eines Fusionskraftwerks so teuer wäre, dass keine Bank die Finanzierung übernähme. Und kein Unternehmen einen solchen Gigakredit tragen könnte. Etwas ähnliches passiert gerade mit den angeblich so sauberen Kernspaltungsreaktoren, auch die sind im Verhältnis zu regenerativer Energie inzwischen zu teuer. Das sind die harten Zahlen. Warum haben wir dann noch nicht alles mit PV und Windräder vollgestellt? Weil die fossilen Energieträger im Moment für privatwirtschaftliche Unternehmen zu lukrativ sind. Aber lest Maurys Ausführungen selber: Why fusion will never happen. Via mefi, das pic ist vom livermore labor und pd

Fleisch oder Autos? Das können wir uns aussuchen

Eigentlich wissen wir das seit Jahren: Ein Viertel der globalen Erwärmung (die uns zunehmend massive Probleme bereitet), wird durch Landwirtschaft verursacht. Doppelt so viel wie alle Autos (und andere Verkehrsmittel) der Erde zusammen. Ja, aber, wir müssen doch alle essen? Den Unterschied macht hier, was wir essen. Wie uns die University Of California hier sehr anschaulich vorrechnet, verursacht ein einziges (Rinder)Steak 330g CO2(Äquivalent), ein gleich grosses Stück Huhn nur 52g, Fisch (der aber andere Probleme verursacht) nur 40g, Gemüse 14g, Linsen: 2 Gramm. Ein Steak verursacht also 165 mal so viel Klimakatastrophe wie ein Essen aus Hülsenfrüchten. Am Rande eine schlechte Nachricht für mehr-oder-weniger-Vegetarier: Milchprodukte stammen fast ausschliesslich von Rindern und sind genauso schlecht für unseren Planeten wie Steaks. Nochmal: Lebensmittel aus Tieren (Fleisch, Milch etc) verursachen genau so viel globale Erwärmung wie alle Transportmittel zusammen (Autos, Lastwagen, Flugzeuge, Schiffe, Züge etc). Vor allem, weil diese Tiere so viel Methan von sich geben. Ausserdem benötigt die weltweite Fleischherstellung mehr als eine Milliarde Tonnen Getreide pro Jahr. Das wäre genug, um 3,5 Milliarden Menschen zu ernähren. Kinder verhungern also in den armen Ländern, damit wir Fleisch auf dem Teller haben. Und ja, das Fleisch wird fast ausschliesslich in den reichen Industrieländern verbraucht. Trotzdem ist es nicht nötig, völlig auf Tierprodukte zu verzichten, um unser Klima nicht zu kippen. Die sogenannte Mittelmeerküche produziert nur unwesentlich mehr CO2 (und Methan) als vegane oder vegetarische Ernährung. Würden wir alle umsteigen auf viel Gemüse und wenig Fleisch, könnten wir 15% der Klimagase einsparen. Ein Sechstel weniger globale Erwärmung. Das ist es, was wir Einzelnen tun können. Jeden Tag. via mefi

Heute ist der 8-Milliarden-Tag

Die UN hat ausgerechnet, dass die Zahl der Menschen heute die Marke von 8 Milliarden überschritten hat. Vor 12 Jahren waren es noch 7 Milliarden, aber die 9-er Marke reissen wir erst in 15 Jahren. Weil sich das Bevölkerungswachstum weltweit seit den 1960ern (nach dem „Babyboom“) verlangsamt. Und auch 10 oder 11 Milliarden (das wird dann der Scheitelpunkt, danach wird die Zahl der Menschen wieder langsam abnehmen) sind kein Problem für unseren Planeten. Weil nämlich die allermeisten Menschen sehr wenig Ressourcen verbrauchen und sehr wenig Umweltbelastung erzeugen. Nur eine kleine Gruppe, die Bewohner der Industrieländer, verursachen riesige Probleme, indem sie veraltete Technik benutzen, weil dieses für einzelne unter uns unermesslichen Reichtum bringt. Wir könnten unseren Lebensstandard halten, und diesen für alle anderen Leute auf unserem Planeten öffnen, wenn wir aufhören, Energie aus Verbrennung zu beziehen und den Planeten mit Plastikmüll und Chemikalien zu verdrecken. Aber heute können wir ein bischen feiern: Seid umschlungen, 8 Milliarden!

Migration als Flucht aus der Kleinstadt

Olgaç Bozalp verliess im Alter von 19 Jahren seine Heimatstadt Konya in Anatolien, um in Zypern und Brittannien zu studieren und in Freiheit zu leben. „Ich bin erst mit 19 ausgewandert, aber ich hatte immer das Gefühl, dass hinter diesen Grenzen etwas auf mich wartet“, sagte er im Interview, und „meine Persönlichkeit passte nicht in eine Kleinstadt“. Heute arbeitet er als Fotograf und macht unter anderem ausdrucksstarke Bilder wie oben. Wir sehen die Jugendfreunde von Olgaç auf einem Salzsee unweit von Konya, wie sie in Burkas gekleidet eine Menschenpyramide auf einem Moped bilden. Das passt natürlich auch nicht in eine Kleinstadt, ob in Anatolien oder in Bayern. via guardian, pic olgaç bozalp aus seinem Fotoband leaving one for another

Antifa, verzweifelt gesucht

Aktuell vom US-Senat veröffentlichte Dokumente zeigen, dass das US Department For Homeland Security (DHS) im Vorfeld der letzten US-Präsidentenwahl und auf Anordnung des damaligen Präsidentendarstellers verzweifelt nach einer Terroristen-Organisation namens „Antifa“ suchte, und nichts fand. Die dafür verballerten Steuermillionen waren also umsonst ausgegeben worden. Macht nichts, finde ich – dann wurden dafür wenigestens keine Waffen gekauft. Andererseits zeigt uns diese Anekdote wieder einmal, dass Ordungsbehörden rund um die Welt nur allzu gerne für Antidemokraten arbeiten. Die Idee, Polizei und Geheimdienste einfach abzuschaffen und durch (unbewaffnete) Kriminalexperten und psychologisch geschulte Sozialarbeiter zu ersetzen, wird mir immer sympathischer. us-senate via gizmodo, pic joanbrown

Hoffnung für den Amazonas Dschungel

Nach dem Wahlsieg Lulas gegen den Rechtsaussen Bolsonaro hat Brasilien wieder eine Chance, den Raubbau am Amazonasurwald zu beenden. Die Grafik oben wurde aus Satellitenfotos erstellt, mit welchen sich sehr genau die Waldfläche feststellen lässt. Wir sehen auch deutlich, was an der Fake News dran ist, unter Lula wäre die Abholzung höher gewesen als unter Bolsonaro: Lulas soziale Regierung sorgte für einen extremen Rückgang des Raubbaus, während der Ausverkauf unter Bolsonaro wieder zunahm. via vox

Die Weisheit der Sprühdose

Besser hätte ich es selbst nicht ausdrücken können, was die Sprayer der Wahrheit an einem Fabrikgebäude auf meinem Weg zum Dayjob notierten. Ganz unabhängig davon, ob der angesprochenen Polizei das gefällt oder nicht: Das ist die Lebenssituation der Genz Z. Nicht meine. Ich hab graue Haare, da sind die Coppers höflich, da ist von [A]nnalena [C]harlotte [A]lma [B]aerbock nicht viel zu merken. pics sind von mir, cc by sa, Originalgemälde von den Originalurheber:innen und (c).

Update: Wieviele Covid-19-Erkrankte werden nie wieder gesund?

Was wissen wir über Long-Covid? Ein Team von 12 Mediziner:innen von verschiedenen Kliniken und Universitäten in Schottland hat die Patientenakten von 33.281 Fällen mit Krankheitssymptomen und PCR-Test-Bestätigung untersucht, die Patienten anschliessend immer wieder befragt und dadurch heraus gefunden, dass 6%, also eine(r) von 17 Covid-Erkrankten, nicht mehr gesund wird. Die Krankheit geht nicht weg. Bei weiteren 42%, also fast der Hälfte, bleiben Symptome für Monate, so dass eine Einschränkung der Lebensqualität weiter besteht. Zusammen wären das 48%, also geht nur jede zweite Covid-Erkrankung gut aus. Ist jetzt alles aus, und wir können die Situation nur noch verdrängen, mit oder ohne Alkohol? Nein. Atemmasken wie oben auf dem Bild (von Anna Shvets, cc0 nc) verringern das Infektionsrisiko durch Ausatmen und Einatmen extrem, ebenso die Impfung gegen den hoch-ansteckenden SarsCov2-Virus. Leider weigert sich bis heute ein knappes Viertel der Bevölkerung, sich impfen zu lassen (wahrscheinlich war die Desinformationskampagne des russischen Geheimdiensts hier erfolgreich), und Masken in besonderen Gefahrensituationen sind auch nicht so beliebt, wie sie sein sollten. Das wird entweder besser, oder Corona bleibt für immer, und macht weiter Menschen chronisch krank. Hier ist die Studie: nature.

Van Gogh, Sonnenblumen und Tomaten helfen, das Klima zu retten

Tolle Aktion von Just Stop Oil. Die Aktivist:innen haben in der National Gallery in London eine Dose Tomatensuppe über das Originalgemälde der Sonnenblumen von Vincent Van Gogh geschüttet. „Was ist wichtiger, Kunst oder Leben?“, fragen sie. Die Frage ist berechtigt, und das Bild ist, wie alle vorher wussten, durch eine Glasscheibe geschützt. Also eine rein symbolische Aktion, die aber dennoch genau die richtigen triggert: Die Wohlstandsbürger(innen), die gerne verdrängen, dass die Klimakatastrophe bereits begonnen hat. Nur ist sie eben noch nicht so schlimm wie sie in 10 Jahren sein wird. Ich möchte mich daher bei Phoebe Plummer, Anna Holland, und natürlich Vincent Van Gogh bedanken. Ihr habt hier alles richtig gemacht. guardian