Im WordPress Dschungel

Um diesen Dschungel zu durchqueren, hab ich inzwischen rund einen Arbeitstag verpulvert. Ich fühl mich schon fast wie Kara Ben Nemsi im Wilden Westen. Und das ging so: Wie ihr wisst, hab ich Ende Juno beschlossen, das alte WordPress-Theme meines kleinen Blogs von 2008 durch ein neueres zu ersetzen, das dann von Automattic, dem WordPress-Entwickler, auch weiter unterstützt wird. Das waren schon mal ein paar Stunden vergleichen, rumklicken und rausfinden, was sich mit der neuen Generation Themen machen lässt. Schliesslich hat mir Capoverso gut gefallen, die Farben sind da hübsch. Winziges Problem: Das Thema hat kein Menü auf Mobilgeräten. Das bedeutet, das Impressum lässt sich nicht aufrufen. Zufällig Hereinsurfende wissen also nicht, wer das macht und warum. Oh nee. Also gestern ein anderes, das zwar auch gut aussieht, dafür aber weder Hashtags noch sonst irgendwas unter den Beiträgen anzeigt. Auch nicht. Also doch das Colinear-Theme und ausführliches Schrauben, bis es so aussieht wie jetzt. Klar geht alles noch eine Nummer intensiver, mit einem selbstgehosteten WP-Blog hätte ich noch mehr Möglichkeiten, würde dafür aber noch mehr Zeit verballern. Irgendwas ist immer, nee? Wie findet ihr, dass 11k2 inzwischen aussieht?

11k2: Das Blog aus der Bronzezeit

Ehrlich, das 11k2-Blog hat am 23. August 2008, also vor 14 Jahren, seinen first post bekommen. Und 2008 war noch digitale Bronzezeit: Das iPhone wurde erst ein Jahr davor vorgestellt, das Android OS erst einen Monat nach dem 11k2-Start. Internet war damals also noch etwas für Desktop-PCs oder höchstens Laptops mit begrenzter Akkulaufzeit. Heute ist das alles anders, heute wird das WWW zu über 80% von Mobilgeräten (Handys und so) aus benutzt. In den gesamten 14 Jahren habt ihr, werte Leser:innen, die Seiten dieses Blogs 5.149.222 mal aufgerufen, bei 792.836 Besuchen. Und dabei die 8.678 Beiträge 32.423 mal kommentiert. Wobei die aufregendsten Jahre natürlich 2012 und 2013 waren, als ich noch hyperaktiv in der Piratenpartei war und pro Tag bis zu 11 Beiträge postete. Jetzt mal direkt gefragt: Wie habt ihr den Unterschied erlebt, diese Epochenwende von altem zu neuem (mobilen) Internet, vom „Internettagebuch mit Katzenbildern“ zu einer Verlinkungsmöglichkeit für Soziale Plattformen? Ich erlebe schon auch, dass die Kommunikation zwischen Leuten, die publizieren und Leuten, die rezipieren, inzwischen nur noch auf den social media abläuft, genauso wie überhaupt das ganze Internet. Weil es einfacher ist, was ja für sehr viele Leute ein zentrales Argument darstellt. Wahrscheinlich gibt es heute genausoviele Nerds mit HTML-Kenntnissen wie 1994 und genausoviele Webseitenbetreiber wie 2008, aber dazu sind eben alle anderen gekommen, die zuvor eher Tageszeitungen in leichter Sprache oder Fernsehnachrichten mit lustigen Bildern gewohnt waren. Und wahrscheinlich ist es in 14 Jahren, also 2036, wieder ganz anders. Aber das sehen wir ja dann. Das Pic ist von Jonas Löwgren und cc by sa

Capoverso – ein Einschnitt nach 14 Jahren

Nach fast 14 Jahren ein neues WordPress-Theme: Capoverso (ital. Einschnitt). Weil das von 2008, Neo Sapiens, nicht mehr unterstützt wurde. Nachvollziehbar, weil sich das WWW in diesen 14 Jahren enorm verändert hat: Heute gehen (in old germany) über 80% aller Nutzer mobil ins Internet. Nicht mehr per PC, den nur noch Online-Trilobiten wie ich benutzen (ich hatte ab 1996 einen eigenen Internetzugang). Deswegen werden Webseiten und WordPressblogs heute eben vor allem für Smartphones geschrieben. Ich weiss, ich weiss: Auf den Inhalt kommt es an. Der ist nun eben moderner verpackt. Das Pic mit dem Einschnitt oben ist von Susanne Jutzeler und cc0.

Firefox: Noch mehr Schutz für die Benutzer

Die Entwickler des Firefox-Browsers, Mozilla, haben eine neue Sicherheitsvorrichtung in die nächste Version des beliebten Browsers eingebaut: Total Cookie Protection. Bisher nämlich speichern alle Browser alle Cookies (kleine Textdateien, die von der Webseite an den Browser geschickt werden), im selben Ordner. Deswegen können andere Webseiten sehen, welche Webseiten du bereits besucht hast, und daraus ein Profil von dir gewinnen. Das bedeutet: Eine Webseite kann dir noch persönlichere Werbung anzeigen, nicht nur für Zahnpasta oder Freizeitbekleidung, sondern auch für manipulierende politische Propaganda, die direkt auf deine Ängste und Schwächen abzielt. Damit ist jetzt Schluss, weil Firefox in Zukunft die Cookies jeder einzelnen Webseite in einen eigenen Ordner legt. Das ist ein grosser Schritt hin zu mehr Sicherheit im Internet, und zusammen mit den bereits integrierten Sicherheits-massnahmen macht das den Browser zum sichersten seiner Art, und weit besser für deine Privatsphäre und deine Manipulierbarkeit als Chrome (von Google), Edge (von Microsoft) oder Safari (von Apple), die allesamt dein Verhalten im Internet ausspähen und auswerten, um dich damit wirtschaftlich verwertbar zu machen. Ich habe übrigens zusätzlich auf allen Geräten Firefox so eingestellt, dass er beim Beenden alle Cookies löscht, so dass ich zwar bei jedem neuen Besuch von zB Youtube auf „Ja, ok“ oder „Nein, danke, keine Cookies“ klicken muss, dafür aber als neuer Besucher ohne persönliche Vorlieben erscheine.

tl;dr Bitte verwendet Firefox, egal welches Gerät oder Betriebssystem.

Wieviel Energie verbraucht das Internet wirklich?

Nachdem wir zunehmend mit Schreckensmeldungen beworfen werden, wieviel Energie die Computer dieser Erde, und vor allem das Internet verbrauchen würden, haben Wissenschaftler mit tatsächlich nachprüfbaren Zahlen berechnet, dass das Problem tatsächlich woanders liegt. Der weltweite Verbrauch von elektrischen Strom durch Datenzentren (da, wo heute fast alle Webseiten, Videos, Datendienste liegen) beträgt demnach gerade mal ein Prozent. Besorgt sind die Forscher Eric Masanet (Uni Santa Barbara) und Jonathan Koomey allerdings über den Energieverbrauch durch Bitcoinherstellung, den sie auf 0,4 % des weltweiten Energiehaushalts berechnen. Obwohl der Datenverkehr via Internet in den letzten 10 Jahren und vor allem in der Pandemiezeit massiv angestiegen ist, verbrauchten grosse Anbieter weniger, nicht mehr. Zwischen 2010 und 2018 nahm der Traffic der Cloud-Anbieter um 2600 % zu – der Energieverbrauch dagegen nur um 10 %. Im Pandemiejahr 2020 stieg der Datenverkehr bei Telefónica und Cogent um 45 bzw 38 %, während der Stromverbrauch bei Telefónica gleich blieb und bei Cogent sogar um 21 % zurückging. Tatsächlich werden ständig sparsamere Computerchips hergestellt und eingesetzt. Diese Zahlen muss man dem physischen Datentransport (Datenträger und Geschäftsreisen) gegenüberstellen, wo der CO2-Ausstoss jährlich zunimmt. Demnach ist die zunehmende Bedeutung des Internet als globale Kommunikationsplattform eine positive Entwicklung. nytimes, pic free-photos cc0

11k2 ist !!1elf

Heute. Vor 11 Jahren. Das kleine Blog hatte am 23.8.08 seinen first post. Das war ein wilder, interplanetarer Flug. Der wird auch weiter gehen, keine Sorge, aber ich werde noch länger nur alle paar Tage posten, und nicht wie anfangs 10 oder 11 Beiträge pro Tag. Mein Leben ist einfach anders. Weniger cyber-, mehr im meatspace. Was ich neulich schon sagte: Der grösste Unterschied zwischen meiner Blogtätigkeit vor 11 Jahren und heute ist nicht mein Part, sondern das Internet selbst. „11k2 ist !!1elf“ weiterlesen

Wie wir morgen wohnen

Seien wir realistisch: Weder wohnen wir heute, morgen oder irgendwann in pink-beigen, kugeligen Häusern, noch haben wir fliegende Autos oder Ferien auf dem Mond. Dieser Retrofuturismus ist Vergangenheit. In einer anderen Galaxis, vor langer, langer Zeit. Dafür haben wir heute Internet (was niemand ahnte). Damit könnte man Bildung und Kultur zu den unterprivilegierten Massen bringen. Statt dessen bringt ihnen der Retrokapitalismus faschistische Propaganda, Verführung zum Hass und eine Flut von Falschmeldungen, die jeden Bezug zur nachprüfbaren Realität auslöschen wollen. Wenigstens hat der ungarische Architekt und Habitologe Antti Lovag 1984 in Südfrankreich diese Palais Bulles Blubberhäuser konstruiert. Ist doch was. via thisisnthappiness, pic paulandjoeparis

Come, forest, take my soul

Ich gebe es offen zu: eigentlich wohne ich im Internet. Trotzdem ist meine physische Version, mein Avatar im Meatspace (zentraleuropäischer Server), oft mit dem Rad in den wenigen wirtschaftsfernen Teilen meiner alten Stadt unterwegs. Im Wald, wo Bäume umfallen und liegenbleiben, weil sie niemand wegräumt, wo Kanäle mit überwucherten Ufern das Wasser vergangener Industriezeiten in den Fluss zurückbringen, wo dir klar wird, dass diese Orte deinen Avatar wieder mit Ruhe und Gesundheit aufladen. Immer wieder, wenn du willst. Allerdings will der Wald etwas dafür: deine Seele. Wie gut, dass man die im Internet gar nicht braucht. Nimm sie, Wald, behalte sie. Du hast bessere Verwendung als ich am Bildschirm. Weil ich schon oft versucht hab, sie anzuklicken, und nie etwas mit der Maus markieren konnte. Guter Tausch, Wald, ich bin dabei. Bis bald, Wald. Warte auf mich. „Come, forest, take my soul“ weiterlesen

Wie schütze ich mich im Internet?

Schöner Erklärbärartikel auf thetoolsweneed: Was tu ich, um weniger Spuren im Internet zu hinterlassen, damit nicht jeder Dorfpolizist und/oder Marketingfuzzy auf einfachen Mausklick hin weiss, was ich den ganzen Tag so online mache. tl;dr: Firefox, Privacy Badger, HTTPS Everywhere, uBlock Origin, CanvasBlocker plus noch ein paar wirklich nützliche Add-Ons. Und DuckDuckGo oder Startpage als Suchmaschine. Und DNS ändern. Hier ist der ausführliche Text. pic: der rote panda a.k.a. firefox cc0

Das Internet wird gerade an Konzerne verkauft

Im Europaparlament – dort passiert das aktuell – geben sich Lobbyvertreter und konzernnahe Abgeordnete gerade alle erdenkliche Mühe, das Internet zu einer geschlossenen Plattform zu machen. Die dann von einigen wenigen Unternehmen kontrolliert wird. Was läuft konkret dabei ab? Das neue europäische Copyright, das dann später von den Mitgliedstaaten in lokales Recht umgewandelt werden muss, hat über Nacht einen Entwurf bekommen, der schlimmer ist als alles, was wir bisher kannten. Ausgehandelt wurde der Text von einer deutschen und einer französischen Delegation. Die beiden Länder zusammen können solche Gesetzesentwürfe durchdrücken. Nur die kommende Abstimmung im EU-Parlament kann das alles noch verhindern. Und was genau? „Das Internet wird gerade an Konzerne verkauft“ weiterlesen

Das Internet ist gerettet – vorerst

Die Bedrohung für ein freies Internet durch den wirklich entsetzlichen Urheber­rechts­entwurf der Europäischen Union ist vorerst weg. Hier hat Demokratie einmal funk­tioniert: Die 27 EU-Mitgliedsländer konnten sich nicht auf einen gemeinsamen Entwurf einigen, also stimmten 11 Länder (Deutschland, Belgien, die Niederlande, Finnland, Slowenien, Italie, Polen, Schweden, Kroatien, Luxembourg und Portugal) gegen den Kompromissvorschlag des aktuellen Ratsvorsitzenden Rumänien. „Das Internet ist gerettet – vorerst“ weiterlesen

Das Internet wird von Maschinen bewohnt

Die Hälfte des gesamten Internettraffic, also alle Klicks und Aufrufe, ist nicht erst seit diesem Jahr nicht von Menschen verursacht. Sondern von Maschinen, oder Bots, oder kleinen Programmen, die so tun, als wären sie Menschen, die etwas ansehen, auf etwas klicken oder auch etwas kommentieren. Das verzerrt nicht nur unsere Weltwirtschaft, allem voran die Werbe- und Medienindustrie, sondern auch unsere Demokratie. Welche Reaktion ist noch echt, welche Meinungsäusserung stammt von einem Programm? Die Horrorvorstellung von Skynet und Wintermute, künstliche Intelligenzen, die im Hintergrund alle Fäden ziehen, ist heute schon Realität. Mit dem einen Unterschied, dass die Maschinenwelt nicht intelligent, sondern strohdumm ist, und nicht mehr auf Umweltreize reagieren können als einzelligen Algen. Wir wissen trotzdem nicht, wohin das alles führen wird, Nur, dass sich derzeit niemand um die Situation kümmert ausser einer Handvoll Securityspezialisten. Und die allein werden die Welt nicht retten können, vor den einzelligen Nichtpersonen des Netzzeitalters. intelligencer, nytimes, das bild ist aus dem film i, robot, 20th C Fox

Rollenspieler retten die Welt vor dem Hass

Hass im Internet bekämpfen: So wirds gemacht. Die Website RPG.net ist seit 1996 (ja, da gab es schon richtiges WWW-Internet) einer der wichtigsten Diskussionsorte für Fans von Boardgames, Pen-And-Paper, Wargames, Tabletop, auf dem Tisch und im Computer. Jetzt haben die Forenmoderatoren in einem durchaus aufsehen­erregenden Post erklärt, dass sie keine Unterstützungstexte für Herrn Trump (einem bekannten Faschisten und Hassprediger, der bereits mehrere frustrierte US-Bürger zu Morden und Attentaten aufgestachelt hat) mehr zulassen werden. Ebenso keine abwertenden Reden gegen Minderheiten oder Frauen oder Andersdenkende. „Rollenspieler retten die Welt vor dem Hass“ weiterlesen