
Kernfusion als Energiequelle lag zu jedem Zeitpunkt der Vergangenheit 50 Jahre in der Zukunft. Sagt ein alter Physikwitz. Jetzt haben die Forscher:innen an der National Ignition Facility des Lawrence Livermore National Labors in Kalifornien nach eigenen Angaben einen epochalen Durchbruch erzielt. Erstmal ist es gelungen, eine Fusionsreaktion zu erzeugen, die mehr Energie abgibt, als zur Erzeugung verbraucht wird. Allerdings warnen die Wissenschaftler:innen vor zu grossen Hoffnungen – bis Grosskraftwerke mit dieser Technologie gebaut werden können, werden Jahrzehnte vergehen.
Also. Nehmen wir an, Fusionsenergie steht nicht erst in 50, sondern schon in 40, oder gar 35 Jahren zu Verfügung. Was machen wir in der Zwischenzeit? Einfach Kohle, Öl und Gas weiter verbrennen? Dann haben wir in 35 Jahren kaum noch Bedarf mehr nach elektrischer Energie, weil dann weite Teile der Erdoberfläche für Menschen unbewohnbar geworden sind. Schlechte Idee. Oder wir setzen auf unfassbar teure, und ohne massive öffentliche Zuschüsse nicht mögliche Kernspaltungskraftwerke. Die dann noch mehr hochgiftigen, krebserregenden Abfall produzieren, für den es auf der ganzen Welt keine sicheren Lagermöglichkeiten gibt. Ok. Auch nicht.
Glücklicherweise verfügen wir über ausgereifte Technik, die uns genügend Energie liefert. Egal, ob wir irgendwann Kernfusion haben oder nicht. Nämlich die Kombination von Solarzellen und Windrädern, in einem Verbundnetz mit Speichern. Von diesen können wir beliebig viele aufstellen, ohne echte Nachteile. Aber halt – diese Art von Stromerzeugung hat tatsächlich gewaltige Nachteile. Nicht für uns, aber für die bisherigen Energielieferanten, nämlich sowohl, die Öl-, Gas- und Kohlelieferanten als auch die Betreiber von Grosskraftwerken, die solche fossile Energieträger verbrennen. Die hätten dann keine Geschäftsgrundlage mehr, sondern müssten sich der Konkurrenz vieler kleiner Anbieter (bis hin zum Mini-PV-Balkonkraftwerk) stellen.
Und genau deswegen betreiben die Fossilbarone (nennen wir die Besitzer dieser Unternehmen mal so) seit Jahrzehnten Politik und Propaganda dagegen. Und das ist das Problem. Was kann man da machen? Die gängige Antwort darauf lautet: Da muss sich „die Politik“ drum kümmern. Nur: Wir haben ja schon seit dem Ende der Nazidiktatur in Deutschland demokratisch gewählte Regierungen. Die dann genau diese Politik gemacht haben. Wenn wir also eine andere Politik haben wollen, müssen wir andere Parteien wählen. Und welche? Das können wir nachschauen.
Zum Beispiel auf abgeordnetenwatch.de, wo die Antworten von Politiker:innen, und deren Abstimmungsergebnisse veröffentlicht werden. Da sehen wir also, wer wie abgestimmt hat, und können bei der nächsten Wahl entsprechen handeln. Und wenn wir das alle machen, kriegen wir eine zukunftsorientierte Politik. Ausser, wir sind zu faul dazu, oder haben Angst davor, dass unsere Ansichten durch die Tatsachen verändert werden könnten. Aber das sehen wir ja dann. Bis dahin wünsche ich den Fusions-Forscher:innen viel Erfolg. Vielleicht werden wir ja irgendwann verwenden, was sie herausfinden.
das Pic ist von Rodolfo Clix aus Sao Paolo, Brasilien und cc nc