11.200 m/s ist die Geschwindigkeit, die man braucht, um die Erde zu verlassen. Eine gute Metapher für "über den Tellerrand". Oder für "eine von den über 8 Millarden subjektiven Sichtweisen".
Vor zwei Wochen, in den Herbstferien, war ich in Bozen. Nur ein paar Tage, mit meiner Freundin, so zum Abschalten. Sehr nett dort. Wenn man schon mal da ist, kann man auch in diese Riesenhäuser mit religiöser Ornamentierung reinkucken. Bin ja in einem nach Eigenangaben christlichen Land aufgewachsen. Und da ist er auch schon, der Seitenaltar für die angebliche Jungfrau Maria, Mutter des angeblichen Religions-gründers Jesus aus Nazareth. Mit der bestickten Altardecke: „Ave Maria, Ora Pro Nobis“. Ja, warum soll eigentlich die Mutter des erwähnten Apostaten – er stellte sich, zumindest dem Buch nach, gegen seine jüdische Religion und behauptete frevlerisch, selbst der Sohn Gottes zu sein, was in der Antike immer zur Hinrichtung führte, no matter what – warum soll dessen Mutter für uns beten?
Jetzt hat also auch die SPD einen Wahlkampfskandal. Hoppla! Was ist passiert? Nach den vergangenen Schmutzkampagnen, vor allem gegen die Spitzenkandidatin der Grünen, produzierte die alte Tante SPD zwei Wahlwerbevideos mit Matroshka-Puppen. Einen für die SPD (was ist alles drin, wenn man die SPD wählt) und einen für die CDU (was ist alles… usw., siehe oben). In letzterem wird darauf hingewiesen, dass die CDU eben auch aus Typen wie Merz besteht, der eine knallharte Politik gegen die arbeitende Bevölkerung vertritt, Typen wie Maaßen, der mit Nazis kuschelt, Spahn, der vier Jahre ungesunde Entscheidungen verbucht und den Laschet-Berater Nathanael Liminski, der offen homophobe Positionen vertritt, Sex vor der Ehe ablehnt und überhaupt den Katholizismus in unserem Land wieder nach vorne bringen will. Und nur über letztere Erwähnung regen sich „konservative“ Politiker, ihre Medien und die Bischofskonferenz jetzt auf und behaupten, hier würde „eine religiöse Über-zeugung zum Gegenstand politischer Angriffe“ (Quote: Günter Krings, CDU). Moment mal. Nein. Wie leben in einem säkularen Staat, in dem sich die Religion aus dem Privatleben anderer Leute rauszuhalten hat. Das hier ist nicht Saudi-Arabien, wo die extremistische wahabitische Sekte Gesetze diktiert, sondern ein Verfassungsstaat. Wenn Kandidat Laschet sich einen Berater leistet, der diesen Verfassungsgrundsatz ablehnt, dann darf das nicht nur offen kritisiert werden, sondern muss es sogar. Versteht mich nicht falsch: Ich will hier nicht die SPD in Schutz nehmen. Die Partei war mal unbeschreiblich wertvoll für das Entstehen unserer Demokratie und die Gleichstellung, aber das ist über 100 Jahre her. Heute ist diese Partei der Zauderer und Spezialdemokraten nur noch für Koalitionen zu gebrauchen. Aber dennoch hat sie recht, wenn sie die CDU und ihre demokratiefeindlichen Tendenzen offen kritisiert. Ach ja, am 26. September ist Bundestagswahl. Ich wähle wieder Die Linke, weil sie den besten politischen Kompromiss bietet. Ihr könnt ja noch ein paar Wochen nachdenken. tagesschau
Leute glauben an die wildesten Dinge. Unsichtbare bärtige Männer im Himmel, Flugzeugkondensstreifen mit bewusstseinsverändernden Regierungschemikalien drin, der Islam bringt uns alle um, der Kapitalismus ist von der Natur vorgegeben… diese Liste könnte ich fast endlos weiterführen. Ja, Onkel Karl hat ganz richtig gesagt, Religion sei Opium für’s Volk. Völlig korrekt. Aber noch präziser hat das Onkel Bonaparte formuliert, indem er erklärte: Religion ist das, was die Armen davon abhält, die Reichen zu ermorden. Mal zu den Fakten: „Die Golden Girls, einfach die bessere Religion“ weiterlesen →
Das Zitat in der Überschrift ist von Napoleon Bonaparte, das Pic von Eva Price. Der Trick mit der Religion funktioniert übrigens auch, wenn man gar nicht selber dran glaubt. Irgendeine Religion als Feindbild lenkt die Massen genau so gut ab. Und ist bestimmt günstiger in der Produktion.
Aus gegebenem Anlass: Die Irische Republikanische Armee hat zwischen 1969 und 1998 rund 1800 Menschen umgebracht, davon 650 Zivilisten. Viele mit Sprengstoffattentaten, was wir aber inzwischen kollektiv verdrängt haben. Das Pic stammt von einem Anschlag in London im Jahr 1993. Der überraschend vernunftbegabte Brite, der es ab 17. Februar twitterte, bemerkte dazu:
„Das ist London in 1993 nach einer IRA Lastwagenbombe. Wir haben daraufhin nicht Iren oder Katholiken verboten, wir hatten ja bereits begriffen, dass es sich hier nur um eine kleine Gruppe von Arschlöchern handelt“.
Gute Idee. Ich finde, wir sollten Arschlöcher verbieten.
Ich gebe freimütig zu: Die eigentlichen, also vorchristlichen europäischen Religionen haben einen gewissen Charm. Sowohl die keltische als auch die germanische Götterwelt wirken auf mich irgendwie lustiger, lebensfroher als diese ganzen monotheistischen Wüstenreligionen. „So sprechen echte Heiden“ weiterlesen →
Eine der besten Verwendungsmöglichkeiten für ein Kirchengebäude ever kann man im spanischen, oder eigentlich baskischen Llanera besichtigen: Skater und Sprayer machten aus dem Tempel für den Kult um einen angeblich Untoten einen für die Lebensfreude und den Rollsport. Grundsätzlich denke ich, dass Religion etwas privates ist. Jeder Mensch hat also das Recht, eine Religion zu haben, aber kein Mensch hat das Recht, seine Religion anderen aufzuzwingen. Und Gebäude der Religionsausübung sollten bei nicht ausreichend nachgewiesenem Bedarf, in der Gegend von mindestens 25 % täglicher Auslastung der vorhandenen Zuschauerplätze, in die Allmende übergehen, also den gemeinschaftlich vom Volk verwalteten Besitz. So in etwa wie Ozeane oder Beethovensymphonien. juxtapoz
Matt Dinovo (a.k.a. „Black Squirrel“) sitzt in Nebraska herum und fertigt diese geschmackvollen, handbemalten religiös-popkulturellen Büsten mit Jesus und Maria in Star-Wars-, Batman- oder anderer zeitgemässer Bekleidung. Umgerechnet knapp 60 Euro pro Objekt, allerdings will er nicht ausserhalb seines Landes verschiffen. Dann müssen wir uns die passenden Objekte unserer Verehrung eben selber machen. Egal. Hauptsache Inspiration! „Pop für Fromme (oder umgekehrt)“ weiterlesen →
Klar. Aus fundamentalreligiösen Gründen an Kindergenitalien herumschnippeln ist auch 2014 kein Problem. Die passenden Klamotten gibts gebraucht ab 35 Euro via Ebay Kleinanzeigen. Das abgebildete Set läge so bei 110.
Auch dieses Jahr findet wieder bundesweit das Hasenfest statt: Wie anderorts auch in meiner Area laden die Giordano-Bruno-Stiftung und der Bund für Geistesfreiheit am Donnerstag 28.3. zu Sekt und kostenlosen Kirchenaustritten ein. Ganz richtig weist uns der Humanistische Pressedienst darauf hin, dass am darauffolgenden Freitag, den 29.3., sowie den „Osterfeiertagen“ vielerorts Demonstrationen ausser fundamentalistisch motivierten Karfreitagsprozessionen und Wiederauferstehungsfeierlichkeiten verboten sind – was eine verfassungsfeindliche Regelung darstellt. Das Recht der Bürger auf Versammlung darf nicht durch einzelne religiöse Gruppen behindert werden. Mehr Infos zum Hasentag: „Am Donnerstag 28.3. ist Hasenfest“ weiterlesen →
Der finnische Haushaltspapieranbieter Metsä Tissue druckt gerne nette Sprüche auf seine Klopapierblätter. Firmensprecherin Christina von Trampe: „Menschen lesen gerne kleine, fröhliche Botschaften, wenn sie auf der Toilette sitzen“. Diese Botschaften sammelt Metsä zeitgeistkompatibel auch per Facebook. Da schreiben Social-Klopapier-Fans auch mal Sachen rein wie „Denn wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz.“ Naja gut, bischen schwülstig vielleicht, aber schliesslich ist es nur Klopapier. Winziges Problem: „Die Weisheit des Religionsgründers, zum Arsch abwischen“ weiterlesen →
Die aus drei Schülerinen der 10ten Klasse bestehende Rockband Pragaash („Morgenlicht“) im nordindischen Bundesstaat Kaschmir wurde Ziel einer Fatwa (islamisches Rechtsgutachten) des zuständigen islamischen Rechtsgelehrten Bashiruddin Ahmad. Er bezeichnete in der Öffentlichkeit singende Frauen als un-islamisch und gab solchen Darbietungen die Schuld an den zunehmenden sexuellen Übergriffen. Auch würde das Musizieren den jungen Frauen nicht dabei helfen, eine konstruktive Kontrolle in der Gesellschaft zu finden. „Kashmir: Fatwah gegen Girl-Band“ weiterlesen →
Der Humanistische Pressedienst macht seinem Namen alle Ehre und erklärt uns Unwissenden geduldig, wie man die Rundfunkgebühr los wird. Legal und Spass dabei. Im seit Anfang dieses Jahres geltenden Rundfunkbeitragsstaatsvertrag steht nämlich nicht nur, dass ab sofort alle, auch Behinderte, für Wetten Dass und anderes adipöses TV bezahlen müssen, sondern auch: „Keine Rundfunkgebühr bezahlen mit Religion: So gehts“ weiterlesen →