Copyright ist Diebstahl. Heute: Roy Lichtenstein

Der us-amerikanische Maler Roy Lichtenstein gilt als einer der Begründer der Pop-Art. Seine Bilder werden heute für ein Vermögen gehandelt. Der us-amerikanische Comic-Strip-Zeichner Hy Eisman dagegen ist gerade 96 geworden und entdeckte unlängst, dass Lichtenstein nicht nur ein oder zwei, sondern richtig viele seiner Comics (und anderer Zeichner) kopiert hatte. Mit knalligeren Farben. Die Ähnlichkeit ist… naja, eben kopiert. Wie ist das also mit dem Copyright? Wann gilt es, und wann ist eine künstlerische (oder intellektuelle) Leistung ein Original? Am Ende kommt es darauf hinaus, wer wen verklagt. Oder: Am Ende gewinnt der Konzern mit der grösseren Rechtsabteilung. Wir müssen uns daran erinnern, dass Copyright (und Urheberrecht, egal, in welcher Sprache) als neue Rechtsform eingeführt wurde, damit kreative Erzeugnisse als Waren vermarktet werden konnten. Also dem kapitalistischen Verwertungsprozess unterworfen. Zuvor bekamen Künstler:innen und Wissenschaftler:innen eben Geld und andere Zuwendungen. Ohne dass irgendetwas verkauft wurde. Das wäre in unserer heutigen maschinengestützten Überflussgesellschaft leicht möglich. Statt dessen haben Comic-Zeichner nur eine Armutsrente, während Kunstmarktsurfer und Berufskopierer in märchenhaftem Reichtum leben. Das muss nicht so bleiben, das könnten wir ändern. via guardian, video via boingboing

Das Internet ist gerettet – vorerst

Die Bedrohung für ein freies Internet durch den wirklich entsetzlichen Urheber­rechts­entwurf der Europäischen Union ist vorerst weg. Hier hat Demokratie einmal funk­tioniert: Die 27 EU-Mitgliedsländer konnten sich nicht auf einen gemeinsamen Entwurf einigen, also stimmten 11 Länder (Deutschland, Belgien, die Niederlande, Finnland, Slowenien, Italie, Polen, Schweden, Kroatien, Luxembourg und Portugal) gegen den Kompromissvorschlag des aktuellen Ratsvorsitzenden Rumänien. „Das Internet ist gerettet – vorerst“ weiterlesen

Wenn Gewerkschaften sich gegen die Bevölkerung stellen

Ist Verdi jetzt gegen uns? Wir haben in letzter Zeit schon öfter den Vorwurf gehört, dass Gewerkschaften zu Besitzstandwahrern geworden sind, zu Organisationen, die finanzielle Sicherheit gutbezahlter Vollerwerbsmitarbeiter gegen alle anderen verteidigen, auch und gerade gegen das Prekariat, die Mindestlohnzeitarbeiter und „Selbstausbeuter“, die heute für den Wohlstand Deutschlands (und anderer Industrienationen) aufkommen, ohne daran teilzuhaben. Das geht so weit, dass Gewerkschaftsvertreter mit dem Arbeitsplatzargument für die Interessen von Rüstungsherstellern eintraten. Und jetzt eben noch weiter: „Wenn Gewerkschaften sich gegen die Bevölkerung stellen“ weiterlesen

Der Makaken-Copyright-Prozess ist zu Ende

Jetzt ist die Sache endlich klar. Das Berufungsgericht des neunten US-Bezirks in San Francisco hat gestern entschieden, dass der indonesische Makake Naruto (siehe selfie oben) kein Klagerecht wegen Urheberrechtsverletzung besitzt. Warum? „Der Makaken-Copyright-Prozess ist zu Ende“ weiterlesen

Warum Urheberrecht nicht funktioniert: Weisses Rauschen

Urheberrecht, oder Copyright, ist wie ähnliche Immaterialgüterrechte (Marken, Patente) mittlerweile zu einem wirtschaftlichen Monster geworden. Obwohl es ja irgendwann mal dafür gedacht war, und in der Vorstellung vieler immer noch dafür da ist, Urhebern, also Künstlern und Wissenschaftlern, ein Auskommen zu verschaffen. Was aber im selben Moment zur Illusion wurde, als man dieses Recht an der eigenen Schöpfung zu Handelsware deklarierte, die einfach so gegen Geld ihren Besitzer wechseln kann. Im anglophonen Rechtsraum vollständig, in Kontinentaleuropa nur in Form der Vertriebsrechte, was aber in der Praxis keinen gravierenden Unterschied bedeutet. Ein fantastisches Bespiel für dieses einfach nicht funktionierende Konzept des Urheberrechts liefert dieser Tage der australische Musikwissenschaftler Sebastian Tomczak. „Warum Urheberrecht nicht funktioniert: Weisses Rauschen“ weiterlesen

Der Krieg um den Planet der Affen und ihr Urheberrecht

Endlich Frieden auf dem Urheberrechtsplaneten! Die Tierrechtsorganisation PETA hat die Klage gegen den Fotografen David Slater (hier und hier im 11k2) zurückgezogen. Letzterer hatte das Urheberrecht auf Affenselfies im indonesischen Urwald für sich beansprucht, Wikipedia auf Löschung der Bilder verklagt und ein schönes Makakenselfiebilderbuch herausgebracht. Von dessen Einnahmen wird Slater ein Viertel für die Erhaltung des Affenurwalds abgeben, und die Urheberrechtsfrage ist ein für alle Mal geklärt: Affen haben keines, gegenständige Daumen hin oder her. Pech. Deswegen sind die mit Davids Kamera geknipsten Portraits auch in der Public Domain, jeder kann sie verwenden, auch David für sein Buch (oder auch jeder andere, für andere Bücher). Ein Sieg der Vernunft, und ein seltener Schlag gegen die Landnahme des Geistigen, die gerne alles und jedes zu geistigem Eigentum erklären möchte, welches sich am Ende doch im Keller der besitzenden Klasse ansammelt. Wo es niemandem nützt. Dann lieber im Affenurwald. via ars technica

Den Haag, Mondrian und die Industrialisierung des Geistigen

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Die Stadtverwaltung von Den Haag hat sich, in Erinnerung an einhundert Jahre „De Stijl“ Design, ein Mondrian Makeover zugelegt. Das sieht wirklich hübsch aus an der weissen Rathausfassade, schwarze Balken und Primärfarbenflächen aus Kunststoff­klebefolien. Und die Halbmillionenstadt konnte sich die Appropriation eines der zentralen 20th-Century-Maler sogar leisten. Weil der gute Piet eben 1944 final den Pinsel weggelegt hat, und deswegen das Urheberrecht an seinem Werk im Jahr 2014 ausgelaufen ist. „Den Haag, Mondrian und die Industrialisierung des Geistigen“ weiterlesen

Wir werden bestohlen, während wir zusehen: Neue Internetgesetze

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Während sich die Leute hier noch den Kopf darüber zerbrechen, ob irgendwelche Syrer oder Eritreer irgendeinen Einfluss auf dieses Land hätten oder ob man Sachsen unter psychiatrische Aufsicht stellen muss, werden in Brüssel neue Gesetze erfunden, damit sehr grosse Unternehmen mehr Geld von uns allen bekommen, ohne dafür auch mehr leisten zu müssen. Ich erklär das mal genauer. Zunächst ist es wichtig, zu erwähnen, dass nicht irgendeine gesichtlose EU-Bürokratie schlimme Dinge erfindet, sondern dass ein abgehalfterter deutscher Politiker dahinter steckt. Der seinen Landesministerpräsidentenjob damals aufgeben musste, weil er mehr­fach einen NSDAP-Richter aus seiner Heimatgegend gelobt und in Schutz genommen hatte. Der dann nach Brüssel in die EU-Kommission abgeschoben wurde, weil er ja nur im Inland peinlich geworden war, ansonsten aber erstklassige Kevlarqualitäten aufweist: Seit er zuerst EU-Kommissar für Energie, dann für Digitale Wirtschaft wurde (jeweils auf Betreiben unserer Bundesregierung), setzt er sich massiv für die Interessen der grossen Unternehmen ein und zeigt dabei kein Peinlichkeitsempfinden. Ein Mann ohne Gewissen: Günther Oettinger. „Wir werden bestohlen, während wir zusehen: Neue Internetgesetze“ weiterlesen

Sackgassen der Zivilisationsentwicklung: Leistungsschutzrecht

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Das Leistungsschutzrecht ist eine ziemlich neue Erfindung, die auf der Vorstellung aufbaut, dass Suchmaschinen und andere Webseiten Geld bezahlen müssten, wenn sie Überschriften und Satzanfänge von anderen Webseiten beim Suchergebnis abbilden. Beim Entwickeln dieser Vorstellung hat man sich natürlich durch das Urheberrecht inspirieren lassen, das aber ganz klar sagt: „Nur ganze geistige Werke kann man schützen. Ideen nicht, und Überschriften auch nicht. Und es gibt ein Zitatrecht.“ Deswegen musste man auch ein eigenes Recht dafür erfinden, um von Suchmaschinen oder anderen Geld verlangen zu können. „Sackgassen der Zivilisationsentwicklung: Leistungsschutzrecht“ weiterlesen

Bundesregierung will Urheberrecht weiter verschlechtern

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Während wir uns Sorgen machen, wo denn alle die Flüchtlinge untergebracht werden sollen (was eigentlich kein Problem wäre) und wie man mit den neuen Naziverstehern umgehen soll (die allerdings wirklich ein Problem darstellen) wird das Klima für Künstler und alle Fans und Konsumenten von Musik, Film, Games, Büchern, Zeitungen kälter. Zumindest wenn die Bundesregierung mit ihrem Gesetzentwurf durchkommt. „Bundesregierung will Urheberrecht weiter verschlechtern“ weiterlesen

Copyright auf Autos, mit allen Nachteilen

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Der Fall ist eingetreten, vor dem digitale Bürgerrechtsaktivisten jahrelang gewarnt haben (und weswegen sie sogar eine eigene Partei gegründet haben). Das Copyright, eigentlich ein gewerbliches Schutzrecht, das sich auf wirtschaftliche Verwertung von geistigen Werken bezieht, wurde in den letzten Jahren auf die private Nutzung ausgedehnt. Das heisst, Copyrightinhaber (vor allem Konzerne, aber auch Künstler und Privatleute) behaupteten so lange, über jede beliebige private Nutzung bestimmen zu können (nicht nur die gewerbliche), bis dieser Gedanke allen vertraut vorkam. „Copyright auf Autos, mit allen Nachteilen“ weiterlesen

„Happy Birthday“ ist endlich frei

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Das weltbeliebteste Geburtstagslied „Happy Birthday“, auch in Übersetzung, kostete bisher bei jeder öffentlichen Aufführung Tantiemen. Weil der Verlag Warner/Chappell nach Eigenangaben die Rechte an dem von Mildred and Patty Hill im späten 19. Jahrhundert geschriebenen Song besass. Jetzt urteilte ein Bezirksgericht im son­nigen Kalifornien, dass die Rechte hinfällig seien und der Song daher gemein­frei. „„Happy Birthday“ ist endlich frei“ weiterlesen

Yeah: Gema verliert gegen Youtube

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Das Landgericht München hat gestern entschieden, dass die Gema keine frei erfundenen Millionenzahlungen von Youtube bekommt. Die Musik­verwertungs­gesellschaft denkt jetzt, nach eigenen Angaben, über weitere Schritte nach. Der Streitwert betrug 1,6 Millionen Euro, für 0,375 Cent pro Abruf von 1000 willkürlich ausgesuchten Musikvideos. „Yeah: Gema verliert gegen Youtube“ weiterlesen

Taylor Swift und die Schizophrenie der Kreativindustrie

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Der Glam-Faktor verlässt gerade die Erdumlaufbahn und macht sich auf den Weg zu den Sternen: US-Schlagersternchen Taylor Swift hat es dem Silikon-Goliath Apple so richtig gezeigt. Wie? Apple, die reichste Firma dieses Planeten, will ja diese neue Beats-Streaming-Plattform zum Erfolg pushen, und bietet Künstlern den Deal an, von Anfang an dabei zu sein, aber für die ersten drei Monate kein Geld zu bekommen, weil das Streaming für die Nutzer in diesen drei ersten Monaten auch kostenlos sei. Soweit sogut. Kann man mitmachen oder es bleiben lassen. „Taylor Swift und die Schizophrenie der Kreativindustrie“ weiterlesen

EU-Copyright-Reform macht Fortschritte, danke an Julia Reda

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Kaum wählt man eine (einzelne) Piratin ins EU-Parlament, bewegt sich die Reform des Europäischen Urheberrechts schon in die richtige Richtung. Trotz heftiger Gegenwehr aus dem konservativen Lager nahm der zuständige Fachausschuss den ausgesprochen modernen (aber nicht radikalen) Entwurf zur Weiterentwicklung der EU-weiten Urheberrechtsgesetzgebung an. Die beiden Gegenstimmen kamen von der Franzosennazipartei Front National, und das Parlament wird mit grosser Wahrscheinlichkeit der heutigen Entscheidung folgen. „EU-Copyright-Reform macht Fortschritte, danke an Julia Reda“ weiterlesen