Die USA, ein Entwicklungsland und Vorbild für den Rest der Welt

Der US-Ökonom Peter Temin, Professor am MIT, beschreibt in seinem neuen Buch „The Vanishing Middle Class: Prejudice and Power in a Dual Economy“ einen Vorgang, der seit einigen Jahrzehnten nicht nur in den USA, sondern in allen Industrieländern stattfindet: Die Teilung eines eigentlich reichen Landes in ein produktives, von gut verdienenden Spezialisten bewohntes – und ein armes Entwicklungsland mit Arbeitern im Agrar- und Dienstleistungssektor. „Die USA, ein Entwicklungsland und Vorbild für den Rest der Welt“ weiterlesen

Schiffskrise lässt deutsche Banken untergehen

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Die aktuelle Krise der globalen Frachtschiffahrt, vor allem durch ungeregeltes Überangebot augelöst, hat nicht nur zur Insolvenz der grössten südkoreanischen und weltweit siebtgrössten Reederei Hanjin geführt, sondern auch zu einer versteckten Finanzkrise von transnationaler Grössenordnung. Während die ebenfalls durch Spekulationen herbeigeführte Staatsfinanzkrise Griechenlands einen Schuldenberg von rund 300 Milliarden Euro auftürmte, wird aktuell von 350 bis 400 Milliarden nicht einlösbarer Kredite an Schiffahrtsunternehmen gerechnet. Davon betrifft deutsche Banken ein Anteil von 90-100 Milliarden. Diese Spekulations­verluste kann man diesmal allerdings keinen Randnationen aufbürden, hier werden sich die Chefetagen der Grossbanken neue kreative Lösungen einfallen lassen müssen. Irgendwas mit negativen Zinsen womöglich. Oder Bankrott mit Management-Buyout. via gcaptain, pic hummelhummel cc by sa

Robokalypse: Atlas, Next Generation

Die neue Version des Atlas-Roboters von Boston Dynamics ist ein grosser Schritt in eine dystopische Zukunft. Erstmals kann ein Roboter ohne fremde Hilfe auf zwei Beinen gehen, auch durch einen verschneiten Wald, und wieder aufstehen, wenn er hinfällt. Das ist beides neu. Er kann Türen öffnen (wenn sie nach aussen aufgehen) und Objekte erkennen, die er von einem Ort zum anderen bringen soll. Etwa, um einen Logistikmitarbeiter kostengünstig zu ersetzen. „Robokalypse: Atlas, Next Generation“ weiterlesen

Das Wort zum Dienstag

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„Unternehmen, deren Existenz lediglich davon abhängt, ihren Beschäftigten weniger als einen zum Leben ausreichenden Lohn zu zahlen, sollen in diesem Land kein Recht mehr haben, weiter ihre Geschäfte zu betreiben. (…) Mit einem zum Leben ausreichenden Lohn meine ich mehr als das bloße Existenzminimum – ich meine Löhne, die ein anständiges Leben ermöglichen.“ Franklin D. Roosevelt, 1933. Zum Vergleich: In Deutschland beträgt der Mindestlohn (mit Ausnahmen) 8,50 Euro pro Stunde, das entspricht netto 1040 Euro monatlich. Der Arbeitslosenhilfe-Höchstsatz macht 724 Euro aus, also 316 Euro weniger. Mit welchem Einkommen sich ein anständiges Leben führen lässt, ist eine andere Frage. pic pd.

Ist Deutschland an allem Schuld?

Stephan Schulmeister

Aktuell weisen zwei Erklärungsansätze, aus den USA und Österreich, einen Weg zum Verständnis der Griechenlandkrise.

Stephan Schulmeister (Bild oben) ist Wirtschaftswissenschaftler, er lehrt an der Uni Wien. In seinem aktuellen Essay „Der Weg in die Depression“ beschreibt er in sieben Schritten, wie nach der „Finanzkrise“, also der Spekulationskatastrophe von 2008, Griechenland zu Opfer von Bördenwetten und der hegemonialen deutschen Wirtschaftspolitk wurde. „Ist Deutschland an allem Schuld?“ weiterlesen

Die Griechenland-Eurozone-Krise aus US-Sicht

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Während die deutsche Presse (vom linken Rand mal abgesehen) noch verständnislos Richtung Athen starrt („Wie können die nur NEIN sagen? Wir sind doch die Guten“!“), analysiert die US-Presse schonungslos das Geschehen. In Kurzform: Die Deutsche Bundesregierung (als Zentralbüro der Eurozone) hat Griechenland an die Wand gefahren, um selber heil aus der Suprime-Finanzkrise rauszukommen. „Die Griechenland-Eurozone-Krise aus US-Sicht“ weiterlesen

Die griechische Finanzkrise, in einer Minute erklärt

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Al-Jazeera-Journalist Kamahl Santamaria erklärt sehr anschaulich innerhalb einer Minute, wie Griechenland von einer Wachstumsökonomie an den Rand des Staatsbanrotts geriet: Als es wirtschaftlich gut lief, kaufte die damals konservative Regierung Berge von Militärgütern ein (nicht zuletzt von Deutschland), besänftigte Arbeiter und Mittelschicht mit einem soliden Sozialsystem und die Reichen mit besonders nachlässigen Steuerprüfungen. Nach der Finanzkrise war damit Schluss und das Land konnte keine Kredite auf den Finanzmärkten aufnehmen (schlechtes Rating). Also Eurozone und IWF, die mit Austeritäts-Bedingungen verknüpft waren, so dass die Inlandswirtschaft vollends auf Grund lief. aljazeera

Der Kapitalismus, ein Missverständnis

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In den aktuellen Diskussionen und Sinn und Legitimation eines kapitalistischen Wirtschaftssystems (hier der hervorragende Beitrag zum Thema vom heutigen griechischen Wirtschaftsminister Yanis Varoufakis, von 2013) fällt mir auf, dass ein Erfolg solcher Diskussionen auch durch eine Begriffsverwirrung, ein Missverständnis verhindert wird. Was durchaus auf eine Fehlinterpretation der Kapitalismusdefinition durch Karl Marx zurückgeht, aber das nur am Rande. „Der Kapitalismus, ein Missverständnis“ weiterlesen

Europäische Zentralbank rät zu Lohnerhöhungen in Deutschland

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Wie zuvor schon die Bundesbank spricht sich die EZB für Lohnerhöhungen im wirtschaftsstärksten EU-Mitgliedsstaat aus. Andere Länder der Eurozone würden durch die niedrigen deutschen Lohnabschlüsse weiter in Schwierigkeiten gedrückt. „Europäische Zentralbank rät zu Lohnerhöhungen in Deutschland“ weiterlesen

Unternehmensberater: Piketty hat nachweisbar recht

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Der französische Wirtschaftswissenschaftler und -professor Thomas Piketty (pic) hat mit seinem nun auch auf deutsch erhältlichen Standardwerk „Das Kapital im 21. Jahrhundert“ (Verlag C.H.Beck 29 € 95, oder umsonst im Internet) die Neoconmedien in maximalen Aufregungszustand (Defcon 5) versetzt. Entsprechend beflissene Apologismusarien waren in den einschlägigen Finanzblättern der westlichen Hemisphäre zu lesen, was das Vergnügen an soviel Wahrheit aber keineswegs schmälert. Im Gegenteil. „Unternehmensberater: Piketty hat nachweisbar recht“ weiterlesen

Wirtschaftliche Stabilisierung a la Italien: Prostitution und Drogenhandel

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Der italienische Premierminister Matteo Renzi hat angekündigt, die EU-Stabilitätsvorgaben 2014 dadurch zu erfüllen, dass Prostitution, Handel mit illegalen Drogen und Schmuggel von Alkohol und Zigaretten ins Bruttonationalprodukt eingerechnet werden. Das bedeutet wahrscheinlich nicht, dass alle diese Wirtschaftszweige legalisiert und rehabilitiert werden. Und ich glaube auch nicht, dass die EU sich darauf einlässt. Aber Renzi hat einen Sonderpunkt für politische Kreativität verdient. bloomberg, cbc, voxpic andronicusmax cc by

Die 1% der 1%

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Eine Infografik wie die oben habt ihr schon oft gesehen. Hier steht aber nicht dabei, was die dramatischen Kurven bedeuten. Einkommensentwicklung. In unterschiedlichen Einkommenszonen. Das Erschreckende daran ist: Die 1%, das ist die flache grüne Linie unten. Die dunkelblaue, eher so im unteren Bereich, aber nicht ganz am Boden, das sind die einkommensstärksten 0,1%, also das reichste Tausendstel. Die imposante hellblaue Linie quer durchs Bild beschreibt dagegen die Einkommenszunahme der reichsten 0,01%. Deutlich zu sehen sind die beiden Finanzkrisen 2001 und 2008, und in der dritten Infografik ganz unten seht ihr das Verhältnis zwischen US-Bruttonationalprodukt (GDP) und dem Teil, den die Superreichen abschöpfen. „Die 1% der 1%“ weiterlesen

Petition gegen TTIP, ich hab unterzeichnet

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Die ePetition des deutschen Bundestags hat gegenüber den Abstimmungstools von Avaaz, Change oder Camapact den Vorteil, dass man damit nicht nur gemeinsame Meinungen finden und ausdrücken, sondern diese auch direkt beim Bundestag platzieren kann. Der muss sich (nach gesetzlichem Reglement) damit beschäftigen, sobald genügend davon zusammengekommen sind. Ich bin der 2143ste Unterzeichner. Jetzt seid ihr dran: Internationale Wirtschaftsbeziehungen – Kein Transatlantisches Freihandelsabkommen (TTIP) zwischen EU und USA

Die globale Konzernverstrickung

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OpenCorporates zeigt uns in interaktiven Karten die internationalen Verstrickungen und Verschachtelungen der Konzerne. Hier am Beispiel Goldman Sachs als deutscher Immobilienspekulant, auf der opencorporates-website noch mehr. Das ist übrigens die Klientel, für welche die NSA und die deutsche Bundesregierung arbeiten. Wir sind für diese Leute nur Bindegewebe. jwz (pic > grösser)